Berlin - Deutschland und Dänemark haben sich auf den Bau der lange umstrittenen Fehmarnbelt-Brücke über die Ostsee geeinigt. Das teilte der Sprecher des deutschen Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Dirk Inger, am Freitag in Berlin mit. "Wir haben eine Einigung und einen Durchbruch erzielt", sagte Inger nach einem Treffen Tiefensees mit seinem dänischen Kollegen Fleming Hansen. Die Rede ist vom "größten Infrastrukturprojekt Nordeuropas".

Die etwa 20 Kilometer lange Brücke über den Fehmarn-Belt zwischen der Ostseeinsel Fehmarn und Lolland in Dänemark kostet rund 5,2 Mrd. Euro und soll den Gütertransport zwischen Hamburg und Skandinavien beschleunigen. Die Bauarbeiten sollen 2011 beginnen und 2018 abgeschlossen sein. Die Kosten für die Brücke wird ausschließlich Dänemark übernehmen. Die Finanzierung soll durch spätere Maut-Einnahmen gedeckt werden.

Mautgebühren

Kopenhagen gilt als wesentlich stärker an dem Projekt interessiert als die deutsche Seite. Die privat finanzierten und durch Staatsgarantien abgesicherten Kosten sollen langfristig durch Mauteinnahmen zurückfließen. Die Brücke verkürzt die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen um knapp 60 Minuten auf dreieinhalb Stunden. Deutschland übernimmt lediglich die Kosten für die Anbindung im Hinterland.

Der Umweltverband Nabu kündigte umgehend an, das Projekt mit Klagen verhindern zu wollen. Sprecher Malte Siegert sagte, seine Organisation werde über das Recht auf Verbandsklage alles daran setzen, dass die Brücke nicht Realität werde. Gegenwärtig werde das konkrete Vorgehen geprüft.

Unfall-Gefahr

Das Mammut-Vorhaben erhöhe die Unfallgefahr für Tanker dramatisch, weil bei einer Realisierung des Projekts künftig für 60.000 Schiffe nur eine 1,6 Kilometer breite Fahrrinne zur Verfügung stehe, erklärte Siegert zur Begründung. Auch werde durch die 70 Pfeiler der Brücke der Wasseraustausch zwischen Nord- und Ostsee mit weitreichenden Folgen für die Meeresökologie massiv beeinträchtigt. Die Brücke steht zudem quer zu einem der bedeutensten Vogelzugrouten, die in jedem Jahr rund 60 Millionen Vögel nutzten.

Der Bau ist zudem ein Schlag für die Reederei Scandlines, die einen Fährdienst zwischen Puttgarden und R#dby betreibt. Scandlines wurde vor kurzer Zeit von Dänemark und der Deutschen Bahn für 1,56 Milliarden Euro an ein privates Konsortium verkauft. (APA/AFP/Reuters/dpa)