Als ich

zur Welt kam, war ich noch sehr jung. Meine Eltern waren gerade nicht zu Hause. Sie erlauben, dass ich auf amerikanisch einleite: Erst mal die Runde (in dem Fall die Leserschaft) ein bisserl auflockern. Mit diesem Uralt-Kalauer von Heinz Erhardt.

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Nein,

tatsächlich lief das bei mir so ab: Zur Welt kam ich im Jänner 2007. Meine Geburtsklinik steht in Kitakyushu, Präfektur Fukuoka, auf Japans Südinsel Kyushu. Das erklärt auch meine schrägstehenden Augen.

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Anders

als ihr Menschen war ich ab Geburt erwachsen, Kinderkrankheiten wurden keine festgestellt. Um endgültig meine Familienverhältnisse zu klären: Mein Uropa war Textilgroßmeister Sakichi Toyoda. Gründete 1937 auch eine Autofirma. Die ist heuer erstmals die größte der Welt.

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Sparsamkeit,

Disziplin und (Handschlag-)Qualität waren bei uns stets groß geschrieben. Die Eltern kamen rasch nach oben, ohne je damit zu protzen - vom Anspruch vielleicht abgesehen: Lexus baut die besten Autos der Welt. (Behaupten andere auch.)

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Was

meine Familie wurmt: Die Amis lieben unsere Sippschaft, nur die Europäer wollen sich nicht so recht mit meiner noblen engen Verwandtschaft anfreunden.

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Hier

komme ich ins Spiel. Umgehend sandte man mich in guter Samurai-Tradition - nicht umsonst bin ich optisch scharf geschnitten wie ein Hattori-Hanzo-Schwert - mit 177 Pferden in die alte Welt. Sollte mit redlich reinem Diesel-Herzen jene der Eingeborenen brechen. Die Seereise nach Seebrügge war beengt, die Bahnfahrt nach Straßwalchen gefiel mir schon besser.

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Und dann

kamen diese Burschen vom STANDARD. Lässige Jungs. Führten mich in Europa ein. Mein wenige Monate älterer Bruder (zweiter Vorname: E. wie Executive) hatte mir schon berichtet, dass er die Sportler (Sportredaktion) in Person von Sigi L. zur Vierschanzentournee begleitet hatte. E. hatte aber ein Brustleiden, war auf selbiger etwas schwach und litt darunter, dass darüber geredet wurde.

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Also

fuhr Brüderchen zur Luftkur und ich sprang für ihn ein. Bin schließlich gut trainiert, worauf auch mein zweiter Vorname (Sport) verweist. Nur eins verlange ich von meinen Volantiers, bei aller Höflichkeit: Gefühl.

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Wer

mir beim Kuppeln deppert kommt, dem würg' ich den Motor ab. Ansonsten verbürg' ich mich für besten Langstreckenreisekomfort und kühle sommers sogar Bei- und Fahrers Sitzfleisch.

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Und so

schließe ich mein kurzes Curriculum mit folgenden Schlaglichtern: Leo S. führte mich in burgenländische Regionen, die man als Japaner selten zu Gesicht kriegt. Michael V. wiederum ließ sich und mich beschenken mit einem Krumau-Wochenende.

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Wir

besichtigten alles an der Moldau-Schleife - bis auf Schiele, dessentwegen wir eigentlich hingefahren waren. Zum Ausgleich führte er mich ins reizenden Collio-Hügelland, und ich revanchierte mich, indem ich ihm edle Tropfen Weins kistenweise bis Wien, vor die Haustür trug.

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Und schließlich

zeigte mir Andreas S. Grado und Ravenna. Ja, wir besuchten gar des großen Raffaels Geburtshaus in Urbino und ließen uns in Ravenna Dantes Segen an seinem (Dantes) Grabmal geben.

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In Italien,

Heimat von Menschen, begnadet für das Schöne, Edle und Gute, fühlte ich dann: Europa und Lexus fangen an zu flirten. Jene, deren Augen nur schönen Autos gehören und die bewundernd "bella macchina" rufen, schauten mir verliebt nach. Ich sah Amore in Italias Blicken lohen. Und erwiderte: Ai shite imasu. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 29.6.2007)

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Lexus

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