Regieanweisungen bei der Probe in der Kaserne.

Foto: Standard/Christian Fischer
Wien – Es ist ein ungewöhnliches Opernprojekt, das da am 13. Juli seine Premiere hat: „Arbeitslose tanzen Verdi“ heißt es – und ist durchaus wörtlich zu nehmen. Das Bewegungsensemble stammt nämlich direkt vom Arbeitsmarktservice. 30 Langzeitarbeitslose wurden in einer Art Minicasting vom Verein „opernwerkstatt wien“ ausgewählt. Gespielt wird Giuseppe Verdis Oper „Il Corsaro“. So ungewöhnlich der eine Teil des Gesamtensembles, so besonders ist auch der Spielort: Die Openair-Bühne mit 780 Sitzplätzen befindet sich in der Roßauer Kaserne.

Seit Mitte Mai üben die Arbeitslosen unter fachlicher Anleitung choreografische Figuren, trainieren Ausdruckskraft, Pantomime und Tanz. Und sind begeistert dabei. Wie beispielsweise Dieter. Der 40-Jährige ist gelernter Rauchfangkehrer und seit einem Jahr und drei Monaten arbeitslos. „Ich hab‘ ein Plakat beim AMS gesehen. Eineinhalb Stunden später war ich angemeldet, erzählt er.

Via Plakat wurde auch die 19-jährige Sonja „geködert“. Sie sei „sehr schüchtern gewesen. Jetzt gehe ich öfters aus meiner Haut raus, habe mehr Selbstvertrauen“, beschreibt sie ihren persönlichen Projekterfolg. Beide hat offenbar das Bühnenfieber erfasst. Sonja träumt von einer Schauspielkarriere, Dieter will an einem Theater arbeiten.

Doch bei aller Liebe für die Oper hat die Jobsuche natürlich Vorrang. Einzelne Ensemblemitglieder mussten aufhören, da sie Arbeit fanden. Opernregisseur Stephan Bruckmeier ironisch über sein Bewegungsensemble: „Für uns hoffe ich, dass sie jetzt in den nächsten vier Wochen keinen Job bekommen.“ (Peter Mayr, DER STANDARD - Printausgabe, 29. Juni 2007)