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Fotos: Reuters
Fünf Ehepaare gibt es im britischen Unterhaus, aber schon bisher verfügte keines über so viel Einfluss wie Ed Balls (40) und Yvette Cooper (38). Schließlich lernten die beiden einander im Umfeld des damaligen Oppositionspolitikers Gordon Brown kennen. Nun hat der neue Premier beide Politiker auf Schlüsselpositionen berufen.

Balls leitet das neu zugeschnittene Bildungsministerium und ist damit für einen Bereich verantwortlich, den die Briten stets zu den drei, vier wichtigsten Politikfeldern zählen. Prompt hatte der Premier die Bildung in den letzten Wochen zu seiner "Leidenschaft" erklärt. Erheblich an Bedeutung gewonnen hat zuletzt der soziale Wohnbau, den Labour zehn Jahre lang vernachlässigt hat. Die schon bisher amtierende Ministerin Cooper erhält dafür mehr Kompetenzen.

Lupenreine New-Labour-Karrieren liegen hinter dem Paar, das im Unterhaus benachbarte Wahlkreise der Bergbauregion von Yorkshire vertritt. Beide besuchten staatliche Schulen, studierten in Oxford und Harvard, tummelten sich früh in der Politik und verdienten sich zwischendurch Sporen im Journalismus - Balls als Leitartikler der Financial Times, Cooper als Wirtschaftsredakteurin beim linksliberalen Independent.

Mit 27 Jahren heuerte Ed Balls im Büro Gordon Browns an. Im Umfeld des langjährigen Schatzkanzlers und neuen Premiers, der wenigen Menschen vertraut und absolute Loyalität verlangt, gehörte Balls stets zum engsten Kreis. Seit 2005 im Unterhaus, diente er zuletzt nominell als Staatssekretär im Schatzkanzleramt. In Wirklichkeit war er Browns "Repräsentant auf Erden" (Medienspott). Zuletzt musste einen Aufsatz aus Balls Feder nachlesen, wer etwas über Browns zukünftige EU-Politik wissen wollte.

Im neuen Ressort muss der gelernte Ökonom rasch klären, welche Reformen der Ära Blair die neue Regierung übernehmen will. Der Staatsschulsektor leidet unter der Konkurrenz der traditionsreichen Privatschulen, die bis zu 20.000 Pfund (29.600 Euro) im Jahr kosten. Brown hat höhere Zuschüsse für die Staatsschulen angekündigt.

Auch Yvette Cooper muss rasch Erfolge vorzeigen können, um die Labour-Stammwählerschaft zufrieden zu stellen. Brown hat den Bau von sogenannten Öko-Siedlungen auf alten Industriebrachen angekündigt. Den sozialen Wohnungsbau aber haben die Regierungen im letzten Vierteljahrhundert vernachlässigt, und Cooper wird es schwer haben, daran etwas zu ändern. Die stets fröhlich wirkende Frau kam bereits 1997 ins Unterhaus und hat schon eine Reihe untergeordneter Regierungsposten hinter sich.

Zwischendurch brachte Cooper die drei gemeinsamen Kinder zur Welt und nahm als erste amtierende Staatssekretärin 2001 Kinderurlaub. (Sebastian Borger/DER STANDARD, Printausgabe, 29.6.2007)