Istanbul/Berlin - Der Fall des 17-jährigen deutschen Teenagers Marco W., der in einem Hotel in der Türkei eine 13-jährige Britin sexuell missbraucht haben soll, schlägt hohe Wellen. Wenn deutsche Regierungsstellen das türkische Außenministerium zur Freilassung des 17-Jährigen aufforderten, sei das eine "Taktlosigkeit", sagte Oberstaatsanwalt Osman Vuraloglu in Antalya. Der SPD-Europaabgeordnete Vural Öger warf Politik und Medien in Deutschland Parteinahme und Einmischung in ein schwebendes Verfahren vor.

Der Jugendliche war nach einer Anzeige der Eltern des Mädchens Mitte April in Haft genommen worden. Sein Prozess wird am 6. Juli fortgesetzt. Bei einer Verurteilung drohen ihm acht Jahre Haft, die er vermutlich zum Teil in Deutschland absitzen könnte.

Vuraloglu stellte die Frage, was die deutschen Behörden wohl sagen würden, wenn sich türkische Behörden in einem ähnlichen Fall mit solchen Forderungen zu Wort meldeten. Das Großaufgebot deutscher Fernsehjournalisten vor dem Gefängnis von Antalya wertete er als Versuch, den Prozess zu beeinflussen.

Auch der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Eckart von Klaeden (CDU), warnte vor politischem Druck auf die türkische Justiz. (AFP, DER STANDARD - Printausgabe, 29. Juni 2007)