Axel Springer investiert massiv in das Internet und treibt die Expansion in Frankreich voran. Mit auFeminin.com (Paris) übernimmt der Konzern das führende Frauenportal in Europa sowie deren Technologie AdServer für das Management von Internetwerbung. Eine Entscheidung über die Gründung einer französischen "Bild"-Zeitung stehe für die nächsten Wochen an, sagte Vorstand Internationales Andreas Wiele am Mittwoch in Paris.

13,4 Mio. Euro Umsatz

auFeminin.com wurde 1999 gegründet und ist nach eigenen Angaben führend in Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Belgien und der Schweiz sowie die Nummer zwei in Großbritannien. 2006 kam das Unternehmen auf 13,4 Mio. Euro Umsatz, der zu 90 Prozent in Frankreich anfiel. Bei einem operativen Ergebnis von 7,3 Mio. Euro lag der Überschuss bei 6 Mio. Euro. Axel Springer ist bereit, bis zu 284 Mio. Euro für das ganze Unternehmen zu zahlen. Das sei angesichts des gewaltigen internationalen Wachstumspotenzials und der Marge gerechtfertigt, sagte Wiele. Zudem sei auFeminin.com eine ideale Plattform zur Entwicklung im Internet.

Reichweite

auFeminin.com hat eine Reichweite von zuletzt 14,6 Mio. Seitenbesuchern. Der deutsche Auftritt goFeminin.de soll laut Wiele "in Koexistenz" mit Springers bildderfrau.de weiter bestehen. Die deutsche Seite wird bisher von Paris aus gemacht.

Im ersten Schritt übernimmt Axel Springer von den Gründern 41,4 Prozent der Anteile, wovon 14,3 Prozent von den Gründern direkt in eine neue Betreiberfirma eingebracht werden. Nach Zustimmung des Kartellamtes will der Verlagskonzern dann voraussichtlich Ende Juli ein Angebot von 32 Euro für alle ausstehenden Aktien vorlegen. Das entspreche einer Prämie von 34 Prozent auf den gewichteten Kurs der vergangenen sechs Monate. Ob auFeminin.com vom Börsenzettel verschwinde, hänge von der Annahme dieses Angebotes ab, sagte Wiele. "Axel Springer kann mit beidem leben."

50 Cent

Über die ursprünglich schon für 2006 vorgesehene Gründung einer französischen Boulevardzeitung will Axel Springer im Juli oder August entscheiden. Offen waren bisher der Druck und der Vertrieb; eine Redaktion arbeitet schon. Der Druck müsse in Frankreich erfolgen, sagte Wiele. Das Blatt soll dem Vernehmen nach für 50 Cent in einer Auflage von 500 000 bis 800 000 Exemplaren auf den Markt kommen. Dazu müsste das französische Zeitungsvertriebsnetz ausgebaut werden. Der Verlag von "Le Parisien" arbeitet an einem Konkurrenzprojekt.(APA)