Salzburg - "Das Verkehrskonzept ist unbrauchbar" und "eine Provokation". Salzburgs Landesumweltanwalt Wolfgang Wiener ist eigentlich nicht für markige Sprüche bekannt. Die Verkehrssituation rund ums EM-Stadion in Wals-Siezenheim ist aber selbst dem sonst so besonnenen Umweltanwalt zu viel: Schon jetzt würden bei einem ausverkauften Spiel mit 18.000 Besuchern rund 7500 Pkws gezählt. Um einen völligen Verkehrszusammenbruch zu vermeiden, würden "etwa 3000 auf fremden Flächen parkende Fahrzeuge toleriert", rechnet Wiener vor. Nach der Erweiterung des Stadions für die EM 2008 auf über 30.000 Zuschauerplätze müssten etwa 10.000 Kraftfahrzeuge pro Spiel erwartet werden; für diese seien aber nur 6000 Stellplätze vorgesehen.

Infarkt

Wiener spricht aus, was in Salzburg ohnehin jedem bekannt ist: Wenn im Red Bull-Stadion gekickt wird, führt dies derzeit regelmäßig zum Verkehrsinfarkt. Nur knapp sieben Prozent der Besucher kommen mit Öffentlichen Verkehrsmitteln; das Ergebnis sind zugestaute Autobahnzubringer sowie verparkte Wohngebiete und Firmengelände.

Mit dem Stadionausbau würde sich das Chaos potenzieren, warnt auch die Salzburger Verkehrsplattform. Laut Plattform-Sprecher Peter Haibach wird für die erweiterte Fußballarena der Anteil jener Besucher, die mit Öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, nur mit zehn Prozent bemessen. International üblich wären 50 bis 60 Prozent.

Gebühren

Als Regulativ schlagen Haibach und Wiener ein Ende des Gratisparkens auf den Stadionparkplätzen und die Einhebung von Parkgebühren vor. Dies wiederum würde dazu führen, dass viele auf die Gratisparkplätze beim nahe gelegenen Einkaufszentrum Europark ausweichen, heißt es dazu von Seiten der Stadionbetreiber.

Hinter den Debatten um das Verkehrskonzept rund ums EM-Stadion steht aber nicht so sehr die Angst vor den drei EM-Spielen. Die Anrainer - darunter auch große Firmen wie die Holzindustrie Kaindl, Ikea und der Europark - plagt in erster Linie die Sorge vor dem permanenten Ausnahmezustand, wenn der Stadionrückbau nach der EM nicht vollzogen wird. Immerhin würde dieser dem Land vier Millionen Euro kosten.

Die Landesregierung will vorerst einmal die Olympiaentscheidung kommende Woche abwarten. Bekommt Salzburg den Zuschlag für die Winterspiele 2014 ist die Verkleinerung des Stadions vom Tisch. Wals-Siezenheim ist als Schauplatz der Eröffnungs- und Schlusszeremonie vorgesehen. (Thomas Neuhold, DER STANDARD Printausgabe, 27.6.2007)