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Der US-Häusermarkt ist von Notverkäufen gezeichnet. Nun wird auch die Wall Street davon beeinträchtigt.

Foto: EPA/Lane
New York - Bear Stearns, das fünftgrößte US-Investmenthaus, hat am Wochenende mit Milliardenkrediten zwei ihrer Hedgefonds in letzter Minute vor dem Kollaps bewahrt und damit vorerst gröbere Unruhe auf den Kapitalmärkten verhindert. Es war die größte Rettungsaktion seit der Krise beim Hedgefonds Long-Term Capital Management, der 1998 fast zusammengebrochen wäre. Damals hatten mehr als ein halbes Dutzend Kreditgeber für die Rettungsaktion 3,6 Mrd. Dollar bereit gestellt.

Die Probleme bei den beiden Fonds trugen am vergangenen Freitag zu Verunsicherungen auf dem US-Aktienmarkt bei. Investoren verkauften vor allem Aktien von Investmentfirmen und Geschäftsbanken und stiegen auf den Anleihemarkt um. Der Dow-Jones-Index verlor am Freitag 1,4, im Wochenvergleich mehr als zwei Prozent.

Feuerwehraktion

Die hausinterne Feuerwehraktion an diesem Wochenende galt dem High Grade Fund, dem Bear Stearns eine Kreditlinie von 3,2 Mrd. Dollar (2,38 Mrd. Euro) zur Verfügung stellt. Beim noch stärker verschuldeten Bear Stearns Leveraged Fund sind die Verhandlungen mit Kreditgebern und Gegenparteien am Laufen.

Die Krise steht in direktem Zusammenhang mit dem schwächelnden Hausmarkt in den USA und den Folgen leichtsinniger Kreditvergaben seitens der Banken an Schuldner mit schlechter Bonität. Dieser so genante Subprime-Markt ist äußerst lukrativ ist.

Doch die Bear-Fonds hatten sich bei den "Collateralized Debt Obligations" (CDO) verspekuliert. CDOs sind Kreditderivate, die Forderungen verschiedenster Art bündeln, darunter auch die Subprime-Hypothekenkredite. Sie werden gestückelt und an Investoren weiterverkauft. Die Verzinsung variiert je nach Risiko, das Risiko des Kreditausfalls geht aber auf den Käufer über.

Im Vorjahr hatte der CDO-Markt nach Schätzung des Branchenverbands der Wertpapierhändler ein Volumen von mehr als 317 Mrd. Dollar, 77 Prozent mehr als 2005.

Ungünstiger Zeitpunkt

Sollten die Kreditausfälle und Pleiten am Subprime-Markt steigen, könnten Wall-Street-Firmen, Hedgefonds und Pensionskassen auf Anleihen und Wertpapieren sitzenbleiben, die mit Krediten abgesichert sind, die rapide an Wert verlieren.

Bear Stearns gründete 2004 zuerst den High-Grade-Fonds, der es in 41 aufeinanderfolgenden Monaten auf Renditen zwischen ein bis 1,5 Prozent pro Monat brachte. Manchen Investoren war dies zu wenig. Im Sommer 2006 gründete Bear Stearns für seine Risiko bereiten Kunden den Leveraged Fund. Einen ungünstigeren Zeitpunkt hätte die Bank kaum wählen können. Ende 2006 begannen die Hauspreise einzuknicken. Wegen der wieder steigenden Zinsen kommen Schuldner, die von Festzinshypotheken auf Kredite mit variablen Zinsen umgestiegen waren, mit ihren Raten in Verzug. Viele geben ihre an Wert verlierenden Häuser oder Wohnungen an die Bank zurück. Etliche Kreditgeber gingen in Konkurs. (APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.6.2007)