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Foto: APA/ Grafenegg/Horak
Grafenegg - Er war kein geladener Gast, aber er kam pünktlich. Als kurz nach 21.00 Uhr der Moderator des Abends, Christoph Wagner-Trenkwitz, die Bühne betrat, setzte ein feiner, aber sich hartnäckig haltender Nieselregen ein, der pünktlich zum Ende des Konzertes auch wieder verschwand. Vielleicht wollte die Natur, die ja ein entscheidender Faktor im Gesamtkonzept um das kommende Musikfestival in der niederösterreichischen Schlossanlage Grafenegg ist, die Eröffnung der architektonisch wie akustisch höchst ambitionierten Freiluftbühne mit dem an diesem Abend recht doppeldeutigen Namen "Wolkenturm" einfach auf ihre Weise mitfeiern.

Der künstlerische Leiter des kommenden Festivals, Rudolf Buchbinder, hatte mit Genia Kühmeier, Johan Botha, Bryn Terfel und Julian Rachlin internationale Bühnengrößen geladen, der Star des Abend war aber der sich in seiner Höhe an den teilweise jahrhundertealten Baumriesen im Schlosspark orientierende "Wolkenturm". Die vom Architektenduo Marie Therese Harnoncourt und Ernst J. Fuchs (nextENTERprise) gebaute Openair-Bühne aus Stahl, Glas und Beton setzt nicht nur einen markanten Kontrapunkt zur neogotischen Schlossanlage, sondern dient auch als Schallmuschel für großbesetzte Orchester.

Der Klang des Tonkünstlerorchester Niederösterreich unter Alfred Eschwé war im Auditorium in einer für Freiluftbühnen sonst wirklich kaum zu erlebenden Natürlichkeit und Prägnanz zu hören. Ausschlaggebend, so der künstlerische Geschäftsführer des Festivals, Johannes Neubert, sei die komplexe akustische Struktur der Anlage, die sowohl die Hörbarkeit der Musiker untereinander garantiere, als auch den Schall gleich dem Deckel eines Klavierflügels in den Raum trage. Vielerorts postierte Lautsprecher dienen dabei lediglich zur Stützung bestimmter Frequenzbereiche im Klangbild.

Grafenegg, setzt mit dem Slogan "Eine Symphonie der Sinne" auf ein ganzheitliches Vermarktungskonzept, das neben den kulturellen Highlights auch den landschaftlichen und kulinarisch-önologischen Charme um die Weinbauregionen Kamptal, der Wachau und Krems hervorhebt. Hinsichtlich der Ausrichtung sprach Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) von einem "Festival, das alle Sinne berührt und das aus der Kombination von Kultur, Natur und Architektur lebt". (Robert Spoula /DER STANDARD, Printausgabe, 25.6.2007)