Bartz: Als ich gefragt wurde, ob ich die Jahresausstellung kuratiere, habe ich lange überlegt, weil ich die übliche Form der Präsentation nie sehr interessant fand. Ein einzelnes Objekt hier und da macht noch keine gute Ausstellung aus, also habe ich mir überlegt, was das Interessante an der Schule ist, und bin zu dem Schluss gekommen: Das Interessante ist die Schule selbst, ihr Spirit und die Dynamik den Klassen.
STANDARD: Wie wird die Dynamik sichtbar gemacht, wie muss man sich das Auswahlverfahren vorstellen?
Bartz: Am Anfang hab ich mit allen Klassen Gespräche geführt und gefragt: Was ist die Idee der Klasse? Wofür steht Erwin Wurm? Was für einen Stempel drückt der Professor seiner Klasse auf? Malen jetzt alle wie Johanna Kandl, oder machen sie ganz was anderes? Das war die erste Idee der Veränderung und dann haben wir angefangen zu diskutieren und darüber die gesamte Klasse zum Nachdenken gebracht.
STANDARD: Das heißt, dass alle mitmachen dürfen?
Bartz: Das Konzept ist offen für alle, aber es machen nie alle mit. Zunächst bitte ich die Klassen, sich zu überlegen, wie sie sich darstellen wollen und dann geht in jeder ein Prozess los. Letztes Jahr wollten ein paar mitmachen, ein paar nicht. Trotzdem wurde ein spannender Prozess losgetreten, der in so einer Maschinerie gar nicht so leicht ist, weil heftig diskutiert werden muss, um zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen.
STANDARD: Letztes Jahr standen das Prozesshafte und Gemeinsame im Mittelpunkt. Welcher Gedanke ist es heuer?
Bartz: Letztes Jahr gab es den ersten Probelauf. Für die Studierenden war es etwas, was sie machen mussten. Heuer ist die Stimmung besser, sie freuen sie sich schon darauf. Sie gehen weg von ihren Einzelarbeiten und denken gemeinsam über das Machen einer Ausstellung nach. Die Klasse von Erwin Wurm macht beispielsweise eine Soundinstallation, in der keine Einzelarbeiten mehr zu sehen sind, und die Klasse Hickmann zeigt heuer keine grafischen Arbeiten, sondern Videos. Es geht darum, die Klassen aufzubrechen und so die vielen Querverbindungen aufzuzeigen.
STANDARD: Die Ausstellung findet zum zweiten Mal im MAK statt. Wie verträgt sich die Idee eines Experimentierlabors mit der Präsentation im Museum?
Bartz: Im MAK haben die Studierenden das Gefühl, dass sie ernster genommen werden, und dann gibt es da noch die physische Nähe. Wir sind eng miteinander verbunden und darüber hinaus ist das MAK ein Ort, an dem unsere Studierenden hoffentlich einmal landen.
STANDARD: Über das Jahr verteilt gibt es immer wieder selbst organisierte Ausstellungen von Studierenden. Was lernen sie, wenn sie von einem Kurator ausgewählt werden?
Bartz: Die Studierenden müssen sich auch einzeln präsentieren können. Das ist mir sehr wichtig, deswegen müssen wir das nicht mehr machen. Wir zeigen die gesamte Klasse. Meine Klasse macht ein riesiges Mobile, an dem die Arbeiten hängen werden. Am Ende des Jahres müssen sich die Studierenden eine gemeinsame Präsentationsform überlegen, genauso wichtig sind die Einzelpräsentationen.
STANDARD: Gibt es Schwerpunkte der Studierenden, die in "The Essence 2007" als solche auch sichtbar werden?