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Foto: AP/Schulz
Schieder-Schwalenberg - Die Rettung des größten europäischen Möbelherstellers Schieder ist zunächst gescheitert. Gespräche mit mehreren Investoren für die Übernahme des insolventen Unternehmens mit 11.000 Beschäftigten in Europa, davon etwa 1.300 in Deutschland, verliefen nach des Interim-Geschäftsführers Ulrich Wlecke erfolglos. "Die Altlasten auf Grund der Bilanzmanipulationen des Ex-Managements haben potenzielle Investoren letztlich abgeschreckt", sagte Wlecke am Donnerstag in Schieder-Schwalenberg in Ostwestfalen.

Vier ehemalige Schieder-Manager waren Anfang Juni wegen des Verdachts der Bilanzfälschung und des Kreditbetruges verhaftet worden. Sie sollen mit geschönten Bilanzen Kredite in einer Gesamthöhe von 283 Millionen Euro erschwindelt haben.

"Klarer Schitt mit der Vergangenheit"

Wlecke kündigte nun "einen klaren Schnitt mit der Vergangenheit" an, um Rechtssicherheit für Investoren zu schaffen, die unverändert an einem Erwerb von Teilen der Schieder-Gruppe interessiert seien. Deshalb müssten voraussichtlich noch andere Tochtergesellschaften der Schieder-Gruppe in Deutschland und Polen Insolvenz anmelden.

Es bestehe jedoch die begründete Hoffnung, dass ein Teil der Arbeitsplätze bei Schieder in Deutschland gerettet werden könnten, erklärte der seit Mai bei Schieder eingesetzte Interim-Geschäftsführer. "Wir haben Investoren, die klares Interesse signalisieren, Teile von Schieder aus der Insolvenz zu kaufen." Die profitablen Tochtergesellschaften der Schieder Möbel Holding GmbH in Liechtenstein/Schweiz, Italien und Bosnien-Herzegowina sowie deren Tochtergesellschaften seien von dem Insolvenzantrag der Schieder-Gruppe nicht betroffen. Diese seien seit vielen Jahren operativ und finanziell von Schieder unabhängig.

Flut von Insolvenzanträgen erwartet

Nach dem Scheitern der Gespräche zur Rettung des Möbelriesen rechnen die deutsche Gewerkschaft IG Metall und das Insolvenzgericht mit einer Flut von Insolvenzanträgen. Zwischen 55 und 80 Insolvenzanträge der 115 Schieder-Töchter seien von der kommenden Woche an zu erwarten, sagte der Detmolder Insolvenzrichter Klaus-Peter Busch am Freitag. Mit "mindestens 50" rechnet der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Detmold, Reinhard Seiler.

Produktion und Vertriebe in Deutschland seien in jedem Fall betroffen. Seiler bestätigte, alle Arbeitsplätze seien gefährdet: "Ich muss erst einmal vom Schlimmsten ausgehen." Alle Versprechungen hätten sich als falsch erwiesen, sagte er mit Blick auf die unerfüllten Hoffnungen, die Verhandlungen mit den Investoren ausgelöst hatten. (APA/AP)