Paris/Wien - Die französische Armee hat am Donnerstag erfolgreich ihre neue strategische Atomrakete M51 getestet. Die zwölf Meter lange Rakete war am Morgen vom Testgelände in Biscarosse an der französischen Atlantikküste abgefeuert worden und sei 20 Minuten später im Nordatlantik, "sehr weit vor der amerikanischen Küste", niedergegangen, hieß es von Mitarbeitern des neuen Verteidigungsministers Hervé Morin am Rand des Flugsalons in Le Bourget.

Morin selbst sprach von einem "absolut notwendigen technologischen Versuch". Die M51-Raketen sollen ab 2010 einen älteren Raketentyp ersetzen, der derzeit auf den vier Atom-U-Booten von Frankreichs "strategischen Ozeankräften" (FOST) stationiert ist. Für dasselbe Jahr plant die französische Regierung auch, ein neues Atom-U-Boot mit dem Namen Le Terrible - der Fürchterliche - in Dienst zu stellen.

Sechs Sprengköpfe

Sicherheitsexperten weisen auf die höhere Zielgenauigkeit und die größere Traglast der neuen Atomrakete hin. Mit einer Reichweite von nunmehr 8000 Kilometern und maximal 56 Tonnen Last wollen die französischen Militärs die Rakete mit bis zu sechs Atomsprengköpfen bestücken, die angeblich unterschiedliche Ziele erreichen können. Das Verteidigungsministerium betonte am Donnerstag, Frankreich habe den Test im Rahmen seiner internationalen Verpflichtungen zur Nichtverbreitung von Atomwaffen durchgeführt.

Rüstungsgegner in Frankreich stellen eben dies infrage. Das Komitee "Nein zur M51-Rakete", das regelmäßig "zivile Inspektionen" in der Nähe des Testgeländes in Biscarosse durchführt, kritisierte, dass die Bevölkerung im Unklaren über den Test vom Donnerstag gelassen worden war. Frankreich habe einmal mehr den Atomwaffensperrvertrag verletzt, sagte der Leiter des Komitees, Xavier Renou, unter Verweis auf Artikel 6 des Vertrags, demzufolge sich die Unterzeichnerstaaten verpflichten, für die atomare Abrüstung zu arbeiten.

Ex-Staatschef Jacques Chirac hatte Ende 1995 nach internationalen Protesten über Atomversuche auf dem Mururoa-Atoll ein Ende der Tests erklärt. Sie werden seither in Computersimulationen durchgeführt. An der "Force de frappe", der französischen Atomstreitmacht, hielten bisher alle Präsidenten seit Charles de Gaulle fest. (mab/DER STANDARD, Printausgabe, 22.6.2007)