Wiesengäste und Gäste in Wiesen: Die Berliner Element Of Crime eröffnen am 30. Juni als Hauptact von "State Of The Heart" die Festival-Saison.

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Wiesen/Ottensheim – Von der Katastrophenhilfe hat er nichts bekommen. 300.000 Euro Schaden sind ausständig. Welche Versicherung dafür aufkommen soll, ist noch nicht geklärt, erzählt Franz Bogner, Veranstalter der burgenländischen Wiesenfestivals.

Das Festivalgelände wurde letzten Juli von einer abgehenden Mure überschwemmt, manche Schäden konnten bis heute nicht behoben werden. Der Festivalbetrieb geht dennoch ungebrochen und ohne Einschränkung für die Besucher weiter.

Franz Bogner: "Das Land unterstützt uns mit 43.000 Euro, die Gemeinde hebt allerdings 48.000 Euro Lustbarkeitsabgabe ein. Sie könnten es also auch gleich direkt der Gemeinde überweisen." Der Bürgermeister von Wiesen, Matthias Weghofer (VP): "Wir verrechnen vier Prozent Lustbarkeitssteuer, haben aber einen Teil davon rücksubventioniert, etwa mit verbilligten Karten für Jugendliche aus Wiesen. Ob das heuer der Fall sein wird und wenn, wie hoch, beschließt der Gemeinderat im Herbst. Im letzten Jahr haben wir mehr hineingesteckt als zurückbekommen."

Ungeachtet aller Probleme eröffnet das auf rund 7000 Besucher angelegte Gelände die heurige Festivalsaison am 30. Juni mit einem euphorisch State Of The Heart genannten Festival. Damit versucht man sich auch notgedrungen abseits der Kommerzfestivals mit ihren in Paketen eingekauften, immer gleichen Stars und Trittbrettfahrern mit einem erlauchten Nischenprogramm neu auszurichten und zu positionieren. Etwas, das mit den Urban-Artform-Partys, die Spielarten elektronischer Club-Kultur präsentieren, schon in den vergangenen Jahren bestens gelungen ist, wie der Publikumszuspruch zeigte. Es wird im heurigen August veranstaltet.

State Of The Heart bietet ein Liebhaberprogramm. Als Headliner gastiert die Berliner Band Element Of Crime. Die zuletzt in Wien nur ersatzgeschwächt aufgetretene Band rund um den Bestsellerautor Sven Regener (Herr Lehmann, Neue Vahr Süd) wird mit ihren zwischen Emphase und sympathischer Lethargie angesiedelten Alltagbeobachtungen den Festivaltag beschließen, der neben den britischen Bands The Rifles und Client auch die US-Formation The Blood Arm sowie die angesagten heimischen Kreisky und Naked Lunch zu bieten hat.

Die nach dem letzten Konzert angesetzte Party beschallt als DJ schließlich niemand Geringerer als Peter Hook, einst Bassist der britischen Postpunk-Band Joy Division sowie der auf Eis liegenden melancholischen Dancefloor-Götter New Order.

Neben den über den ganzen Sommer verstreuten Festivals wie dem Jazzfest Wiesen, einem Salsa Dance Festival sowie dem traditionellen Reggae-Event Sunsplash und dem Alternative-Music-Treffen Two Days A Week bietet Wiesen auch Openair-Einzelshows an. Etwa den Auftritt des britischen Raubeins Joe Cocker oder den mit Creedence Clearwater Revival berühmt gewordenen Country-Rocker John Fogerty.

Alte Helden

Ebenfalls weit entfernt vom großen Festivalzirkus bemüht sich das heuer ebenfalls wieder stattfindende Ottensheim Openair um Publikum. Das an zwei Tagen ausgetragene Musikfest bietet neben alten Helden wie dem kanadischen Hardcore-Trio No Means No ebenfalls prominente heimische Acts wie die Sofa Surfers oder den wunderbar verschrobenen, mit östlicher Folklore kokettierenden Binder-Krieglstein. Dazu passend: Balkan-Irrsin vom Duvacki Orkestar Orient und andere mehr. (Karl Fluch, DER STANDARD/Printausgabe, 22.06.2007)