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Grafik: APA
Wien/Paris/London - Nur einen Tag nach der Übernahme des österreichischen Handynetzbetreibers One haben die neuen Eigentümer, der Telekommunikationskonzern France Télécom und der Finanzinvestor Mid Europa, tief greifende Änderungen angekündigt._One als Marke verschwindet und das Management wird ausgetauscht. Die Verträge von One- bzw. Yesss-Kunden bleiben einstweilen aufrecht.

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Die Unterschriften auf den Verträgen waren noch nicht trocken, da kündigte der neue Miteigentümer France Télécom (FT) bereits eine gründliche Neugestaltung des drittgrößten österreichischen Mobilfunkbetreibers One an. Die Marke One verschwindet zugunsten der FT-Marke Orange; das Management rund um One-Chef Jørgen Bang-Jensen wird ausgewechselt, erklärte der französische Konzernsprecher Bertrand Deronchaine am Donnerstag. Details, wie schnell diese Maßnahmen durchgezogen werden sollen, wurde nicht verlautbart. Die Verträge von One- bzw. Yesss-Kunden bleiben einstweilen aufrecht. Andere Meldungen, wonach One einem strengen Kostenmanagement samt Personaleinsparungen unterzogen werden würde, wurden dementiert. "Wir sind keine Asset Stripper", sagte Nikolaus Bethlen von Finanzinvestor Mid Europa Partners zum Standard. Im Gegenteil: "Wir sehen bei One Potenzial für eine Umsatzsteigerung."

1,4 Milliarden

Das Konsortium France Télécom/Mid Europa hat insgesamt 1,4 Mrd. Euro für One gezahlt und damit die Anteile des deutschen Energieversorgers Eon (bisher 50,1 Prozent), des Telefonbetreibers Tele Danmark (15 Prozent) und der norwegischen Telenor (17,45 Prozent) aufgekauft. Die Transaktion bedarf noch der Zustimmung der Kartellbehörden. Technisch hält Mid Europa zunächst 65 Prozent an One; erst später will France Télécom auf hundert Prozent aufstocken. Für die schwer verschuldete France Télécom hat dieses Konstrukt den Vorteil, nicht so viel Geld in die Hand nehmen zu müssen. Außerdem erspart sich die France Télécom die Konsolidierung von One in ihrer Konzernbilanz. Mid Europa hat mit France Télécom schon ähnliche, wenn auch kleinere Deals durchgeführt. In der Slowakei war der Investor bei Orange zwei Jahre engagiert und ist 2005 ausgestiegen.

Unsicherheit bei den Mitarbeitern

Unsicherheit aufgrund der Nachrichten überwog bei den 900 One-Mitarbeitern. Im Keller des One-Hauptgebäudes auf der Brünnerstraße in Wien Floridsdorf wurde am Donnerstagnachmittag eine Mitarbeiterversammlung abgehalten, bei der ein sichtlich nervöser Bang-Jensen erklären musste, dass auch er noch keine konkreten Informationen habe. Auch Betriebsratschef Hartmut Liese meinte zur Nachrichtenagentur APA nur: "Uns fehlen Informationen." Ob der neue Eigentümer nach der Übernahme weitere Kosteneinsparungen plane, sei für ihn einen Tag nach Abschluss des Deals noch nicht abschätzbar. Bang-Jensen betonte, dass das Unternehmen schlank geführt sei und das Ergebnis des laufenden Halbjahres (Ende Juni) das beste in der Geschichte des Unternehmens sei. (Kathrin Lauer, Johanna Ruzicka, Leo Szemeliker, Karin Tzschentke, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.06.2007)