Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Jean Paul Pelissier
Die Namen der großen Modelabels finden sich derzeit häufig auch in der Wirtschaftsberichterstattung wieder. Grund ist die anhaltende Welle an Übernahmen und Fusionen in diesem Bereich. So will der französische Luxusgüterkonzern Pinault-Printemps-Redoute (PPR), der zugleich Mutterkonzern für Modemarken wie etwa Gucci oder Yves Saint Laurent ist, den Sportartikelhersteller Puma übernehmen. Der britische Beteiligungsfonds Permira hat den Modekonzern Valentino übernommen und damit auch das Sagen beim deutschen Modehaus Hugo Boss. Denn Valentino hält 50,9 Prozent des gesamten Aktienkapitals von Hugo Boss und 78,8 Prozent der Stimmrechte. Vor allem die italienische Luxuswelt wird derzeit von Investoren umgarnt.

Von den Finanzinvestoren, die sich immer stärker in die Luxuswelt einkaufen, werden aber auch andere Bereiche goutiert: So reißen etwa Spekulationen um einen baldigen Verkauf der Ford-Luxusmarken Jaguar und Land Rover nicht ab.

Für Investoren, aber auch für Anleger ist die Welt des Glitzers und Glamours durchaus interessant. Denn die Mode-Unternehmen werden zunehmend von Managern geführt und _leben nicht mehr nur vom Namen großer Designer. Zudem wird für den privaten Konsum wieder mehr Geld ausgegeben.

Japaner und Russen shoppen

Vor allem aus Japan und Russland, wo die Mittelschicht größer wird und auch die Zahl jener Leute steigt, die als reich bezeichnet werden können, kommt viel Nachfrage. Die japanische Wirtschaft befindet sich nach einer aktuellen Einschätzung der Regierung weiter im Aufwärtstrend. Demnach zieht der Privatkonsum, der zu über 50 Prozent zur Wirtschaftsleistung beiträgt, an. Für Russland spricht, dass 2006 in Moskau zum ersten Mal die "Millionärsmesse" stattgefunden hat. Verbunden mit der Reisetätigkeit, die nach den Anschlägen vom 11. September 2001 und der Angst durch die Vogelgrippe Sars einen Dämpfer erlitten und sich jetzt wieder erholt hat, nimmt auch das Airport-Shopping wieder zu, das einen großen Teil zum Umsatz von Hermès, Gucci und Co beiträgt.

Die Aktien der Luxushersteller haben in den vergangenen Monaten recht gut performt. Auch der World Luxury Index, den die Deutsche Börse seit Februar berechnet, geht nach oben. "Man darf dennoch nicht vergessen, dass auch diese Branche einem Zyklus unterliegt", erklärt Monika Rosen, Chef-Analystin vom Asset Management der Bank Austria Creditanstalt.

Zwar würde etwa eine rückläufige Konjunktur nicht unmittelbar zu einem Umsatzeinbruch im Luxussegment führen, erklärt Rosen. Aber Anschläge und politische Unsicherheiten brächten auch diesem Segment Turbulenzen. Vor allem Mittelfeldspieler hätten es schwer: "Diskonter und Premiumanbieter haben langfristig eine Chance, in der Mittelklasse wird am meisten gelitten", sagt Rosen. Der Grund: Dinge des alltäglichen Lebens würden auch in schwierigen Zeiten gekauft, die neue Handtasche oder der neue Ring seien verzichtbar.

In der Welt des Luxus werden neben Mode, Schmuck und Autos aber auch neue Branchen interessant. So werde Wein derzeit ein neues Premium-Segment, "für Anleger ist das ein höchst interessantes Gebiet", sagt Rosen zum STANDARD. Neben den privaten Anlegern, die zuletzt über Fonds und Zertifikate bereits gute Tropfen in ihr Portfolio geholt haben, entdecken jetzt Hedgefonds die Weinhersteller als "alternatives Investment". Darauf reagieren auch Fondsmanager: Ein eigener Fonds für institutionelle Investoren soll heuer folgen.

Zeitgenössische Kunst ist ebenfalls ein aufstrebender Bereich für Investoren. Die Art Basel hat vor wenigen Tagen einen Besucherrekord verkündet. Bilder und Skulpturen sind im Moment besonders beliebt. Die Kunstausstellung documenta in Kassel erfreut sich derzeit ebenfalls guten Zustroms.

Wo der Trend im Luxus hingehen wird, sei jedoch schwer zu sagen, denn "nichts ist so unvorhersehbar wie der öffentliche Geschmack", sagt Rosen. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.06.2007)