Die Sommerausstellung des Architekturzentrums Wien (Az W) versammelt "keine Fotos von Architektur, sondern über Architektur". Diese Formulierung ist Direktor Dietmar Steiner anlässlich der Schau "Margherita Spiluttini. Atlas Austria" besonders wichtig.
Am Mittwoch präsentierte er gemeinsam mit der Fotografin die Fotoausstellung, die keine Fotoausstellung sein will und am Abend eröffnet wurde.

Steinhaus | Steindorf (Kärnten), 2001 | Günther Domenig

Foto: Margherita Spiluttini

Im abgedunkelten Raum zeigt Spiluttini in drei visuell und inhaltlich unterschiedlichen Blöcken rund 300 Dias aus ihrem mittlerweile gewaltigen Oeuvre. Durch den Verzicht auf Beamer entsteht in der Zusammenwirkung der Diaprojektoren und Spiluttinis einsamen Aufnahmen ein besonders intimes Ausstellungserlebnis.

Seelsorgezentrum | Steyr Ennsleiten (OÖ), 1958-61 | Arbeitsgruppe 4 (Wilhelm Holzbauer, Friedrich Kurrent, Johannes Spalt, Johann Georg Gsteu)

Foto: Margherita Spiluttini

Bereits im Vorjahr wurde die Schau "Atlas Austria" in Zusammenarbeit zwischen dem spanischen Wohnungsbauministerium und dem AzW für die Madrider Kunstmesse ARCO konzipiert. Auf Grund des Erfolges und der Nachfrage entschloss sich Steiner, die Ausstellung auch in Wien zu zeigen.
Da man in den Räumlichkeiten des AzW dem Konzept der 700 Quadratmeter großen Ausstellung in Madrid nicht gerecht werden konnte, beschlossen die Kuratoren, das umfangreiche Werk Spiluttinis mit Hilfe von Diaprojektionen zu zeigen. Eine Idee, die im wahrsten Sinne des Wortes ein neues Licht auf die abgebildete Architektur wirft, die großformatigen Projektionen unterstreichen die Qualität der Fachkamera.

Kunsthaus Bregenz | 1997 | Peter Zumthor

Foto: Margherita Spiluttini

Für Spiluttini gibt es mehrere Gründe, diese Form der Präsentation gut zu heißen: "Es ist eine ganz andere Art, Fotografie zu zeigen", so die Künstlerin bei der Pressekonferenz, "es ist ein intimeres Erlebnis, da man mit dem Bild in der Dunkelheit allein ist. Zudem kann man es nicht so lange betrachten, wie man es beispielsweise in einer herkömmlichen Ausstellung könnte." Durch die schnelle Bildabfolge entstehe Bewegung, die auch eine gewisse Bewegtheit auslöse.

Großglockner Hochalpenstraße | Franz Wallack

Foto: Margherita Spiluttini

In ihrer Arbeit nimmt die 1947 geborene Spiluttini, die weltweit zu den gefragtesten Architekturfotografen zählt, zu "Ausschnitten der Welt Stellung". Entschieden wehrt sie sich, Werbefotografie zu machen, obwohl viele ihrer Arbeiten gerne für Marketingzwecke verwendet werden. Menschen finden sich in ihren Fotos kaum, da Spiluttini "wenig damit anfangen kann, Menschen bewusst zu positionieren".

Loisium Zentrum | Langenlois (NÖ), 2003 | Steven Holl, Franz Sam

Foto: Margherita Spiluttini

Fotografie transportiere nämlich nur scheinbar die Wirklichkeit, sei aber sehr manipulierbar, so Spiluttini. Ihre fotografische Haltung beinhalte eine "intellektuelle, konzeptive Herangehensweise" an das Objekt. Allzu oft werde Fotografie falsch eingeschätzt: "Sie ist zweidimensional, sie vermittelt keine Gerüche und keine Geräusche", was ein Beweis für die Unwirklichkeit und die Subjektivität sei.

Sprungschanze Bergisel | Innsbruck (Tirol), 2002 | Zaha Hadid

Foto: Margherita Spiluttini

Parallell zur Ausstellung erscheint auch ein Buch, das jedoch als eigenständig betrachtet werden kann und in keinem direkten Verhältnis zur Ausstellung steht. Der großformatige Band "räumlich" zeigt eine Reihe von weitgehend unbekannten Fotos, gleichzeitig bildet er einen umfangreichen Überblick über Spiluttinis Werk.

Mursteg | Murau (Steiermark), 1995 | Meili & Peter

Foto: Margherita Spiluttini

Greifbar werden ihre Objekte in vier Sommertouren des Az W, die die Besucher zu zahlreichen Schauplätzen führt (zwei Termine im Juli, zwei im August; Informationen gibt es dazu auf der Website des AzW). (APA/red

Die Ausstellung "Margherita Spiluttini. Atlas Austria" läuft bis 24. September im Architekturzentrum Wien im Museumsquartier.
Das Buch "Margherita Spiluttini: räumlich" ist erschienen in der fotohof edition Salzburg, 320 Seiten, 56,40 Euro (ISBN 978-3-901756-85-6)

Haus L. | Weerberg-Innerst (Tirol), 1996 | Margarethe Heubacher-Sentobe

Foto: Margherita Spiluttini