Wien - Für Manfred Baumgartl, Vorstand der Allianz Lebensversicherung AG, gehört Transparenz zu seinem Kerngeschäft. In einer detaillierten Aufstellung wird den Allianz-Kunden gezeigt, wie viel sie jeweils einzahlen müssen und herausbekommen können. Doch dann zitierte Baumgartl in einer Podiumsdiskussion über "Transparenz in der Pensionsvorsorge" am Montagabend aus einem Urteil, in dem sich erneut zeigt, dass viele Kunden die zugesandten Informationen überhaupt nicht lesen. "Die Frage ist: Wie kann man dem Kunden ein komplexes Produkt verständlich machen?"

Unwissen herrscht vor

Auch Gabriele Riener vom Verband für Konsumenteninformation (VKI) räumte auf der vom Finanz-Marketing Verband Österreich (FMVÖ) organisierten Veranstaltung ein, dass bei vielen Kunden Unwissen vorherrscht. Aber vor allem bei Altverträgen sei Kunden einst mehr versprochen worden als heute gehalten werde. Riener macht dafür vor allem die Berater verantwortlich: "Unsere Erfahrung zeigt, dass es in Beratungsgesprächen nicht um die Information über Gewinnvarianten, sondern um den schnellen Abschluss geht."

Oft sind es allerdings Kundenwünsche, die die Rendite schmälern, betonte Walter Schuster, Österreich-Chef von Standard Life, und verwies auf die aus seiner Sicht unsinnigen Garantien bei Fondsprodukten. Schuster forderte von der Branche vereinfachte Informationen und eine Offenlegung der Kosten, wie sie in Großbritannien Vorschrift ist.

Zwischen Gier und Panik

Für Hermann Schrögenauer von der Skandia Versicherung, die nur fondsgebundene Lebensversicherungen anbietet, ist die Qualität der Beratung das Entscheidende. Die sei bei seinen Leuten gegeben. Und Christian Böhm von der APK-Pensionskasse empfahl ein Abgehen von Individualberatung hin zu Gruppenverträgen, wie es die Pensionskassen anbieten. Denn für die langen Zeiträume einer Pensionsvorsorge gebe es keine gesicherten Prognosen. "Kunden, die zwischen Gier und Panik schwanken, sind schlechte Adressaten für eine langfristige Vorsorge." (red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.6.2007)