Wer in den letzten Tagen in der Donaucity war, traute vermutlich seinen Augen nicht: Seit einigen Tagen steht dort ein überdimensionales, weit sichtbares gelbes Objekt und buhlt um die Aufmerksamkeit der Passanten. Was von der einen Seite wie eine Welle, und von der anderen Seite wie eine Art auseinander gezogene Papiergirlande aussieht, ist in Wahrheit der neu gestaltete, halbfertige Eingangsbereich des Austria Center Vienna, einigen auch besser bekannt als das "Konferenzzentrum".

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

"Lange Zeit war das Konferenzzentrum eines der wenigen Gebäude auf der Donaucity, der Eingangsbereich mit dem Five-Stone-Monument war für alle als Eingangsbereich erkennbar. Aber mit den neuen Hochhäusern rund um das ACV hat sich die Situation geändert. Die Gelbe Welle ist deshalb eine Art weit sichtbare Betonung des Einganges, sichtbar sowohl von der Reichsbrücke als auch der U-Bahnstation", sagt Christian Knechtl, Architekt des Zubaus.

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Die 28 Meter breite, 18 Meter hohe und 35 Meter tiefe gelbe Struktur ist praktisch komplett aus Holz geformt, einem Material, welches dem Architekten alleine schon wegen des Gegensatzes zu den vorherrschenden harten Baumaterialien des Umfeldes gereizt hat: "Es muss nicht immer Glas und Stahl sein, Holz ist gerade heute ein interessantes Material, welches auch in der modernen Architektur weitab der Öko-Welle viel mehr zulässt", so der Architekt.

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Und tatsächlich ist vieles möglich, was noch vor Kurzem undenkbar war: Computergesteuerte Fräsen geben dem Holz vollkommen neue Formen und erlauben gebogene Konstruktionen, die leicht aber trotzdem sehr stabil sind.

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Und Gewicht ist ein Faktor, der auch auf diesem Bauplatz durchaus eine Rolle spielt, da viele Teile der Donaucity in zwei Ebenen unterkellert und somit nur beschränkt belastbar sind. Dies bedeutete auch, dass die ausführende Baufirma Buchacher die immerhin 360 Kubikmeter Holz nicht in einem Stück, sondern mit Kränen von der unteren Straßenebene hinaufheben mussten.

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Auch aus einem zweiten Grund war das Gewicht ein nicht zu unterschätzender Faktor: Die komplette Struktur ist bis auf V-Streben am Balkon des Konferenzzentrums nicht mit dem Gebäude verbunden und somit praktisch komplett selbsttragend und freistehend.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Das gesamte Gewicht von etwa 185 Tonnen Holz wird praktisch komplett von den zehn Stahlfüßen an der Vorderseite getragen. Das obere Ende des Daches hält einen 50 cm-Abstand zum Hauptgebäude ein, alleine auch schon wegen der wärmebedingten Ausdehnung von mehreren Zentimetern.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Doch der momentane Zustand der 600.000-Euro-Konstruktion ist noch ein temporärer. Zügig wird in den nächsten Tagen vom Team des Montageleiters Manfred Schluder eine weitere Schicht – die Dachschale – auf das Rautengeflecht aufgebracht. Diese wird die Struktur bis fast zur Unterkante mit einer Weißen Fläche überziehen.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Ist die Dachschale einmal montiert, sind solche Fotos mit dem Spiel des Lichtes leider nicht mehr möglich. Zwar wird die gelbe Holzstruktur von innen dann noch immer zu sehen sein, der Himmel wird dann aber von der Membran verdeckt.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Hier noch ein paar interessante Ein- und Ausblicke der gelben Holzstruktur. Gerade auch durch seine Symmetrie und Größe wirkt der Bau aus manchen Blickwinkeln fast schon sakral.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Ein weiterer interessanter Blickwinkel, diesmal frei von oben schwebend aus der Kran-Perspektive. Auch dieser Teil wird mit der weißen Membran überzogen, die in der Nacht von Scheinwerfern bunt beleuchtet werden kann. So erscheinen die Holzstrukturen wieder, diesmal aber als Schattenwurf.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Und wenn alles klappt, dann können am 25. Juni die Besucher des Austria Center Vienna erstmals den neuen Wellen-Eingang benutzen. Dann wird er vermutlich auch schon so aussehen, wie er hier am Computer-Rendering bereits jetzt anzusehen ist: ohne Holzstützen, aber mit einer weißen Dachschale.

Architekt: Christian Knechtl

Ausführende Baufirma: Buchacher Buchacher, Holzleimbau GmbH

Statik: Richard Woschitz, rwt+

Fotos: Michael Hierner, Architektur-Pressefotografie

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info