MigrantInnen in Deutschland bilden keine "mediale Parallelgesellschaft", so der Schluss der ZDF/ARD-Studie

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Deutsche mit migrantischem Hintergrund unterscheiden sich in ihrem Medienkonsum kaum von Menschen, deren Eltern in Deutschland geboren wurden: Zu diesem Schluss kommt eine Erhebung von ZDF und ARD - der ersten deutschen Studie, die diesem Thema gewidmet ist.

Keine "mediale Parallelgesellschaft"

Der Hintergrund: Die öffentlich-rechtlichen Sender wollten wissen, wie sie das SeherInnen-Potenzial der MigrantInnen nutzen können. Zudem sind die Ergebnisse auch integrationspolitisch interessant: Die Erhebung zeige, dass Menschen mit Migrationshintergrund "keine ausgeprägte mediale Parallelgesellschaft" bilden, so das Fazit der StudienautorInnen. Die Fernseh- und Internetgewohnheiten sind ähnlich, lediglich beim Radio zeigt sich eine wesentlich schwächere Nutzung als bei den nicht-migrantischen Deutschen.

Die Auswahl der TV-Sendungen, die Surfgewohnheiten im Internet, die Zahl der vor dem Fernsehapparat verbrachten Stunden - all diese Parameter lassen es nicht zu, von einer "typisch migrantischen" Mediennutzung zu sprechen. "Deutsche" und MigrantInnen unterscheiden sich in dieser Hinsicht kaum, der "Sturm der Liebe" weht laut Studie herkunftsunabhängig durch alle Herzen.

Herkunftssprachige Medien

Eigenheiten zeigen sich lediglich bei den herkunftssprachigen Medien - aber von einem homogenen "migrantischen" Verhalten kann auch hier keine Rede sein. Im Schnitt schaut mit 14 Prozent nur eine kleine Minderheit der Befragten ausschließlich Fernsehsendungen in ihrer Muttersprache an - unter TürkInnen (30 Prozent) und ItalienerInnen (21 Prozent) ist dieser Anteil überdurchschnittlich hoch, bei den Zuwanderern aus Ex-Jugoslawien (4 Prozent) besonders gering. Das hat verschiedene Gründe: Einerseits neigten ältere MigrantInnen eher dazu, Medien in der Muttersprache zu nutzen als Jüngere. Zudem variiert das Angebot stark - türkischen und italienischen ZuschauerInnen stehen mehr heimatsprachige TV-Programme zur Verfügung als beispielsweise serbischen oder bosnischen Minderheiten. Auch die Sprachkenntnisse beeinflussen das Medienverhalten stark: Wer kaum Deutsch gelernt hat, liest auch kaum deutsche Tageszeitungen. Das Gros der MediennutzerInnen konsumiere aber deutsche und herkunftssprachige Blätter und Kanäle parallel, so die StudienautorInnen.

Im November plant der ZDF einen groß angelegten Schwerpunkt zum Thema Integration und Migration. Auch der ORF hatte einen solchen Schwerpunkt für den Herbst angekündigt - ohne jedoch terminlich konkret zu werden. Zuletzt hatte Generaldirektor Alexander Wrabetz im SN-Interview (Wochenend-Ausgabe) nur noch von einem für Herbst geplanten "Klimaschutz"-Schwerpunkt gesprochen. (mas, derStandard.at, 18.6.2007)