Wien - Werner Böhm, stellvertretender Leiter von Wiener Wohnen und damit zuständig für 220.000 Wiener Gemeindewohnungen, wehrt sich gegen Anschuldigungen, dass in den Gemeindewohnungen nur "Giftler, Alkoholiker und Ausländer" untergebracht werden. "Unsere Aufgabe ist es, für die sozial Schwachen da zu sein, und genau das unterscheidet uns von den anderen", argumentiert Böhm. Kein Privater würde Problemfälle weiter wohnen lassen.

Sozial seien bei der Gemeinde eben auch die Mieten, die um etwa die Hälfte billiger als am freien Markt seien. "Wir müssen diese Häuser zum Kategorie-Zins vermieten und erhalten", sagte Böhm zum Standard. Und das sind für Kategorie-A-Wohnungen 2,91 Euro/m2 netto im Monat. In der Kategorie B sind es 2,19 Euro/m2 und in der Kategorie C gar nur 1,46 Euro/m2. Daher sei es auch so wichtig, dass die Gemeindewohnungen im Eigentum der Stadt bleiben, weil sonst dieses Segment für sozial Schwache wegfiele.

Böhm schätzt, dass 25 bis 30 Prozent der 500.000 Gemeindebau-Mieter einen Migrationshintergrund haben. Grundsätzlich müssen die Mieter die österreichische Staatsbürgerschaft haben, oder sie kommen aus der EU. Zugang zu den Wohnungen haben auch anerkannte Flüchtlinge und seit 2006 Angehörige von Drittstaaten. Letztere müssen keine österreichische Staatsbürgerschaft haben, sofern ein dringendes Wohnbedürfnis vorhanden ist. Eine Gemeindewohnung bekämen zudem Personen, die in Not sind, Obdachlose oder jene, die auf betreutes Wohnen angewiesen sind. Pro Jahr werden durchschnittlich 10.000 neue Mietverhältnisse abgeschlossen. Im Vorjahr bekamen 127 Ausländer eine Gemeindewohnung, 1911 Obdachlose und 1019 Personen, die betreutes Wohnen brauchten. Dass in manchen Bezirken, wie im 15., 16. oder 17., überproportional viele Mieter mit Migrationshintergrund in einem Haus leben, dementiert Böhm nicht. Der Grund sei einfach, dass viele der Betroffenen dorthin ziehen wollen, wo ihre Landsleute wohnen. (Claudia Ruff, DER STANDARD - Printausgabe, 18. Juni 2007)