Wien – Zugegeben: Der große Audienzsaal des Unterrichtsministeriums wäre angesichts der vielen Zaungäste, darunter die Salzburger Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, der geeignetere Ort gewesen, um den designierten Staatsoperndirektor Dominique Meyer samt seinem Musikdirektor Franz Welser-Möst vorzustellen. Aber Kulturministerin Claudia Schmied wollte sich von ihrer Vorgängerin mit einem "symbolischen Akt" abgrenzen: Sie lud am Freitag zu Mittag, sichtlich stolz über "die Idealbesetzung", in den Teesalon der Staatsoper ein.
Ihr knappes Statement kann auch als Seitenhieb auf Bundeskanzler Alfred Gusenbauer verstanden werden, der sich für seinen Freund und Wahlkampfhelfer Neil Shicoff eingesetzt hatte. Denn sie sagte: "Politik ist für die Kunst da – und nicht umgekehrt." Danach verlas sie eine Grußbotschaft des bis 2010 amtierenden Staatsoperndirektors: Der in Florenz weilende Ioan Holender versprach eine Übergabe der Amtsgeschäfte "in vollkommener Harmonie".
In genau dieser Harmonie ging auch die Pressekonferenz vonstatten. Dominique Meyer lobte Neil Shicoff: "Ich hoffe, dass er öfters auftreten wird." Er lobte Schmied: "Ich hatte nach dem Gespräch den Eindruck: Mit der Frau Minister kann man arbeiten." Und er lobte das Haus: "Ich werde nie vergessen, wie ich hier empfangen wurde. Es war wunderschön." Die Staatsoper leiten zu dürfen, das "ist so etwas wie ein Traum".
Und aus diesem möchte er nicht durch Fragen zur Budgetsituation oder Spielplangestaltung gerissen werden: "Welser-Möst und ich haben noch ein paar Tage zum Träumen – und in zwei Wochen beginnt die Arbeit, damit wir auf der Bühne ein paar Träume realisieren können." Dass er keine Zeit verlieren darf, ist dem 51-jährigen Franzosen bewusst. Denn 2013 werden bekanntlich die Geburtstage von Wagner und Verdi begangen: "Es gibt schon ein paar Sänger, die ganz gut gebucht sind."
Viel Neues aus seinem Konzept wurde nicht bekannt gegeben: Meyer will die Anzahl der Premieren erhöhen, das Ballett aufwerten, mitunter Barockopern ansetzen (zum Beispiel L‘Orfeo von Monteverdi) und die Gegenwartsmusik fördern. Als interessante Komponisten nannte er Kaija Saariaho, Thomas Adès und Wolfgang Rihm. Auch internationalen Koproduktionen gegenüber ist er offen: "Dadurch teilt man sich die Ausstattungskosten. Und es wäre doch gut, dass, wenn wir eine Oper uraufführen, diese dann auch an anderen Häusern zu hören ist." Eines aber ist für ihn unverrückbar: "Wenn man nach Wien kommt, muss man Respekt vor der Tradition haben. Die Staatsoper wird ein Repertoirehaus bleiben!"