Hannover - Ein neues Messverfahren soll bei schwangeren
Frauen den Geburtszeitpunkt möglichst zuverlässig bestimmen. Eine
solche Vorhersage würde ermöglichen, dass hochschwangere Frauen bis
kurz vor der Entbindung in ihrem vertrauten Umfeld bleiben. Damit
ließe sich die pränatale Stressbelastung deutlich verringern.
Die bisher in der Geburtshilfe verwendete Tokometrie unterscheidet
nicht zwischen vorzeitigen Wehen und Geburtswehen einer Schwangeren
und wird nur unmittelbar vor und während der Geburt eingesetzt. Die
vorzeitigen Wehen oder Trainingswehen bereiten die Gebärmutter aber
schon Wochen vorher auf die Geburt vor.
ForscherInnen der Universität Hannover entwickeln zurzeit eine neue
Methode, um zuverlässig zwischen "Trainings-" und echten Geburtswehen
unterscheiden zu können. Auch die Diagnose von Früh- oder
Problemgeburten wäre mit der neuen Methode, der so genannten
Elektromyographie (EMG), möglich. Die EMG misst die elektrische
Spannung beim Aktivieren eines Muskels und diente bisher dazu,
Erkrankungen des Nervensystems und Muskelbeschwerden zu untersuchen.
Wehenmerkmale identifizieren
Bei dem neuen Ansatz werden die elektrischen Signale der
kontrahierenden Gebärmutter über zwei Elektroden auf dem Bauch der
Schwangeren aufgezeichnet. Durch die Analyse der markanten
Einzelimpulse wollen die ForscherInnen die charakteristischen Merkmale von
Trainings- und Geburtswehen identifizieren. In einer seit etwa 18
Monaten laufenden vorklinischen Studie wurden nach Angaben der
Universität mehr als 300 schwangere Frauen untersucht. Die Ergebnisse
zeigten, dass die EMG-Messungen es möglichen könnten, den Zeitpunkt
der Geburt zu vorherzusagen. (APA/AP)