Josef Unger

Foto: STANDARD/Unger
Wien – Josef Unger stellt sich ungern ins Rampenlicht. Fotografiert zu werden ist ihm unangenehm. Über Großaufträge seines Stahlbaukonzerns berichtet er, als wären sie kaum der Rede wert. Ausschweifungen liegen ihm nicht. Unger hat vom Burgenland aus eines der fünf größten Stahlbauunternehmen Europas aufgebaut. Er übernahm vor 21 Jahren den väterlichen Schlossereibetrieb mit sieben Mitarbeitern und rund 500.000 Euro Umsatz. Heute hält seine Firmengruppe Niederlassungen in 20 Ländern. 1260 Mitarbeiter wollen den Umsatz heuer von 150 auf 170 Mio. Euro steigern. Auch wenn sich Josef Unger gerne in der zweiten Reihe sieht – das Unternehmen stehe und falle mit ihm, sagen seine Mitarbeiter.

Begonnen hat alles mit dem Bau der Davis-Cup-Halle in Unterpremstätten und eines Coca-Cola-Werks nahe Budapest; es war das damals größte in Europa. Ihn reizte der Schritt nach Osteuropa, sagt Unger. Vor gut 15 Jahren erfolgte der Einstieg in Russland. Das Rezept gegen die lokale Konkurrenz: schlüsselfertige Bauten für westliche Investoren wie Einzelhandelsketten, Tabak- und Ziegelkonzerne.

"Rechtzeitig dort sein"

"Es braucht im Osten Know-how und Geduld. Man muss über Referenzen beweisen, dass man es kann – und vor allem rechtzeitig dort sein", sagt Unger. Er habe als Alleininhaber rascher entscheiden und reagieren können als Mitbewerber. "Anders wären wir wohl nicht so schnell gewachsen." Stahlbau Unger hat im April in Sharjah in den Arabischen Emiraten um 25 Mio. Euro ein neues Werk gebaut. Mittelfristig sollen 400 Mitarbeiter dort 50.000 Tonnen Stahl verarbeiten, für Projekte im Umkreis von 2500 Kilometern. 17 Mio. Euro fließen jetzt in eine Produktion in Kaluga nahe Moskau. Unger wickelt damit mit 200 Mitarbeitern an Ort und Stelle Bauvorhaben im Volumen von 250 Mio. Euro ab, darunter Wohnungen, Hotels, Einkaufszentren und ein Kraftwerk.

Spezialisten gebraucht

Am Stammsitz Oberwart im Burgenland beschäftigt das Familienunternehmen 300 Mitarbeiter. Eine Investition von zwölf Mio. Euro in den Ausbau wird 60 weitere Arbeitsplätze bringen. Jobs in den günstigeren Osten zu verlagern sei für ihn kein Thema, sagt Unger. Er benötige hier ausschließlich Spezialisten, "der Lohnanteil ist dabei nicht entscheidend". Sein Betrieb verfüge über eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent, der Umsatz steige jedes Jahr um 15 Prozent. Die steigenden Rohstoffkosten belasten, doch davon sei jeder in der Branche betroffen, sagt Unger. Er sei mit seinen Erträgen zufrieden. Einen Börsengang schließt er mittelfristig aus. "Wir wollen weiterwachsen – aus eigener Kraft." (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.6.2007)