Maria Cäsar heute ...
Foto: Standard/Clio
... und als junge Frau im Widerstand. Die 86-Jährige holte ihre Mitstreiterinnen aus der Vergessenheit.
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Graz - Namen wie Christine Berger, Johanna Lovrecki oder Katharina Zoidl haben es verdient, dass man sich ihrer erinnert. Es sind die Namen von drei Frauen, die wie jene vieler anderer von der Geschichtsschreibung zum Teil über 60 Jahre ignoriert wurden, obwohl sich etwa Berger, eine Hausfrau aus Leoben-Donawitz, Lovrecki, eine Wirtin in Leoben, und Zoidl aus Leoben-Göß während der NS-Zeit mutig im Widerstand einsetzten. Alle drei wurden in Ravensbrück ermordet.

Gerade in der Steiermark, und dort gerade in der Ober-steiermark, waren nicht nur Widerstandsbewegungen besonders stark, es waren auch mehr Frauen als anderswo daran beteiligt. In ihrem Buch "Die im Dunkeln sieht man doch" (Clio-Verlag) haben die Herausgeber Maria Cäsar, die heute 86-jährige ehemalige Widerstandskämpferin, und der Grazer Historiker Heimo Halbrainer die "vergessene" Geschichte von Widerstandskämpferinnen und weiblichen Opfern politischer und rassistischer Verfolgung in der Steiermark festgehalten. Das Buch wurde kürzlich von Halbrainer, Cäsar und ihrer einstigen Mitkämpferinnen Käthe Sasso und Irma Trksak im Grazer Stadtmuseum präsentiert.

Aufarbeitung blinder Flecken

Heimo Halbrainer arbeitet seit Jahren mit seinem Geschichtsverein Clio die blinden Flecken der NS-Geschichte in der Steiermark auf. "Die im Dunkeln sieht man doch" schließt inhaltlich an das Gedenken an Frauen und Mädchen im KZ an, dem die Befreiungsfeier in Mauthausen 2006 gewidmet war.

Das Buch ist in die unterschiedlichen Arten, wie sich Frauen gegen das nationalsozialistische Regime auflehnten, gegliedert: So gab es neben dem organisierten Widerstand der steirischen Kommunisten und der Partisanen auch einen religiös motivierten, wie jenen der überzeugten Christin, Irene Harand, die sich mit ihrer Bewegung gegen Antisemitismus auflehnte (Christian Klösch verfasste den Beitrag zu Harand), oder individuellen Widerstand von einzelnen, deren "Normalität und Menschlichkeit plötzlich kriminalisiert wurden", wie Halbrainer ausführt.

Zwei Aufsätze beschäftigen sich mit den beiden Frauenlagern in der Steiermark, Außenlagern von Mauthausen, wo Zeuginnen Jehovas aus Ravensbrück interniert waren. Heimo Halbrainer schrieb über das Schloss Lannach, dessen Geschichte zwar Historikern bekannt war, aber erstmals vom Standard im Vorjahr einer breiten Öffentlichkeit und - nach eigenen Angaben - auch seinem jetzigen Besitzer, Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, bekannt gemacht wurde. Anita Farkas beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit dem größeren der beiden Frauenlager, jenem im Stift St. Lambrecht.

Den Kapiteln zur Organisation von Widerstand, dem Leben in Lagern und den individuellen Biografien wurde ein Lexikon der weiblichen NS-Opfer aus der Steiermark angehängt. Ein Nachschlagewerk, das die jahrzehntelang im Dunkeln stehenden Frauen ans Licht holt. (Colette M. Schmidt/D ER S TANDARD , Print-Ausgabe, 14.6. 2007)