Lehrer - ein Beruf, der unterschätzt wird? Lehramtsstudierende berichten über ihre Eindrücke.

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Zuviel Freizeit, zuwenig Kompetenzen und veraltete Arbeitsstrukturen, das sind die gängigen Klischees der Gesellschaft zum Beruf LehrerIn. Ausgelöst hat die Diskussion um die Zukunft des Berufes Günter Haider ( "Nicht jeder, der Lehrer werden will, soll Lehrer werden dürfen" ).Was sagen die zukünftigen LehrerInnen selbst über ihr Image? derStandard.at sprach mit Lehramtsstudierenden über Vorurteile und Verbesserungsvorschläge der LehrerInnenausbildung.

Nervende Vorurteile

"Jetzt betrifft es mich ja noch nicht, aber wenn ich mal arbeite, wird es mich sicher auch nerven, wenn über meinen Beruf schlecht geredet wird", meint Christina. Sie studiert an der Uni Wien Mathematik und Physik auf Lehramt. Eigentlich wollte sie Technische Physik studieren, doch als sie Nachhilfe gab, hat sie ihr Talent zum Unterrichten entdeckt. Die Diskussion über die Beschränkung der LehrerInnenausbildung findet sie gerechtfertigt: "Dass es viele unqualifizierte PädagogInnen gibt, weiß ich noch aus meiner Schulzeit. Mein Mathelehrer war nicht geschaffen für seinen Beruf."

Weiterbildung statt Ferien

"Das ist der Neid der Besitzlosen", sagt Elisabeth, die Deutsch und Religion auf Lehramt studiert, über die scharfe Kritik an den LehrerInnen. "Viele denken sich, die machen nur Ferien, aber sie wissen ja nicht wie es unterm Semester aussieht", kontert sie. Außerdem würden viele LehrerInnen die Sommerpause für Weiterbildungen nutzen: "Das sollte jeder machen, auch ich werde mich später immer wieder weiterbilden." Die pädagogische Ausbildung an der Universität hält sie für unzureichend: "In ein paar Stunden im Seminar lernt man nicht das, womit man im Klassenzimmer konfrontiert ist." Lehramtsstudierenden solle deshalb ein verstärkter Bezug zur Praxis vermittelt werden.

Dass künftig nicht jeder, der will, Lehrer werden soll, findet sie eine gute Idee. "Wir brauchen auf jeden Fall Auswahlverfahren", betont sie. Bei der Aufnahme solle man ein besonderes Augenmerk auf die pädagogischen Kompetenzen legen.

Neuer Studienplan statt Selektion

Etwas kritischer betrachtet Kathrin von der Basisgruppe Lehramt die Beschränkung des Lehrberufs: "Natürlich sollen Menschen, die nicht mit Kindern umgehen können, keine LehrerInnen werden. Davon gibt es unter den Studierenden genug. Man sollte aber jedem die Chance geben" Denn während des Studiums könne man viel dazu lernen und sich weiterentwickeln, meint die Psychologie-, Philosophie- und Sportstudentin.

Statt einer Zugangsbeschränkung solle man deshalb den Studienplan intensivieren: "Denn was wir jetzt machen, ist ein Witz", stimmt sie Elisabeths Meinung über die Uni-Ausbildung zu. Das sei auch der allgemeine Konsens unter den Lehramtsstudierenden.

Generell findet sie ihren zukünftigen Beruf zu wenig geschätzt. "Die Menschen sehen nur die Ferien, die wir haben, aber nicht die Arbeit, die wir tatsächlich leisten", bezieht Kathrin sich auf unbezahlte Vorbereitungsstunden. Die Erziehungskomponente solle man nicht auf die LehrerInnen allein abschieben. Immerhin würden Eltern noch die Hauptverantwortung für die Kinder tragen. Schulfeste LehrerInnenstellen hält sie für veraltet und sollten ihrer Meinung nach abgeschafft werden: "Schlechte LehrerInnen kommen ja sonst nie weg!" (lis/derStandard.at, 13. Juni 2007)