Nicht das Volk gilt es bei Präsidentschaftswahlen zu überzeugen, sondern das Parlament - Und da haben Peres-Gegner ganz gute Chancen
Redaktion
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Reuven Rivlin mag keine Torten. Vor allem dann nicht, wenn sie ihm ins Gesicht geworfen werden. 2001 machte die Aktivistin Arbel Gael ihrem Ärger Luft, nachdem Rivlin in seiner Funktion als Kommunikationsminister die Übernahme des israelischen Kabelfernsehens durch fünf Großfamilien gebilligt hatte. Als er die Knesset, das Parlament, nach einer Ausschusssitzung verließ, landete die Cremetorte in seinem Gesicht. Sechs Jahre danach ist die Episode vergessen und eigentlich kann es dem Präsidentschaftskandidaten der konservativen Likud-Partei auch egal sein, was die Bevölkerung von ihm hält.
Schließlich wählt nicht sie ihren Präsidenten, sondern die 120 Parlamentsabgeordneten. Deswegen muss es Rivlin auch nicht beunruhigen, wenn ihn nur 22 Prozent aller Israelis als neunten Präsident Israels sehen wollen. Es sind die 120 Knesset- Abgeordneten, die es zu überzeugen gilt. Und hier stehen die Chancen nach Umfragen der Tageszeitung „Yediot Ahronoth“ nicht schlecht für den ehemaligen Parlamentspräsidenten Rivlin: 51 für Rivlin, 50 für den stellvertretenden Regierungschef Shimon Peres.
Selbst einige arabische Abgeordnete haben bereits Sympathien für den rechten Likud- Abgeordneten, der zu den heftigsten Kritikern von Ariel Sharons Plan zum Rückzug israelischer Siedlungen aus dem Gazastreifen und dem Westjordanland zählte. Grund: Rivlins Vater, Yoel Rivlin, der zahlreiche arabische Schriften ins Hebräische übersetzt hat.
Gefahr von links
Doch nicht nur Rivlin bereitet Peres Kopfzerbrechen, viel mehr ist es eine alte Parteikollegin: Colette Avital. Die Kandidatin der Arbeiterpartei, der Peres bis zu seinem Austritt 2005 angehörte, hat sich mit ihrer jahrelangen Arbeit für Holocaustopfer einen Namen gemacht. Auch wenn ihr kaum Chancen auf einen Sieg zugestanden werden, in Ehud Olmerts Regierungspartei Kadima macht man sich trotzdem Sorgen. Jede Stimme für Avital, ist keine für Peres und damit ein Verlust. Hinter vorgehaltener Hand machen Peres-Anhänger Avital für eine eventuelle Wahlniederlage verantwortlich und prognostizieren das Ende ihrer politischen Karriere. Trotzdem hält Avital an ihrer Kandidatur fest.
Kontraproduktiver Olmert
Aber es sind nicht nur die politischen Gegner, die Peres gefährlich werden könnten. Auch Ehud Olmert könnte Rivlin direkt in die Hände spielen. Mit seiner Unterstützung für Peres könnte er seinem Parteikollegen den Sieg kosten. Denn Olmert ist nicht besonders beliebt in der Knesset. Der Premier wollte sogar so weit gehen, die geheime Wahl abzuschaffen um in einer offenen Abstimmung den Fraktionszwang zu erleichtern. Die Knesset ist dagegen. Trotzdem zeigen sich Olmert und Peres zuversichtlich. Immerhin 60 Prozent aller Israelis wollen den 83-jährigen Friedensnobelpreisträger als ihren Präsidenten sehen. Jerusalems Konditoren können sich freuen, wenn er es nicht wird. Die Nachfrage nach Cremetorten dürfte steigen. (sand, derStandard.at/12.6.2007)
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