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Modehaus Salvatore Ferragamo will den Kapitalmarkt anzapfen, um die weitere Expansion zu finanzieren.

Foto: Reuters/Nicky Loh
Mailand - Immer mehr Private-Equity-Firmen greifen nach Italiens Luxusgüterfirmen. Nachdem sich der britische Finanzinvestor Permira die Mehrheit an der Nobelfirma Valentino Fashion Group (VFG) gesichert hat, wollen die Briten nun auch die VFG-Tochter Hugo Boss ganz schlucken. Permira-Konkurrent, die an Hugo Boss interessiert gewesene US-Fondsgesellschaft Carlyle, hat eine baldige Übernahme in Italiens Luxuswarenbereich angekündigt.

Die Fondsgesellschaft Braclays verhandelt ihrerseits über eine 50-prozentige Beteiligung an der Sportmodefirma Aspesi, das Modeimperium der nordostitalienischen Unternehmerfamilie Tabacchi (Safilo). Zum Verkauf steht unter anderem auch der Trendsetter Roberto Cavalli. Das Florentiner Modehaus Ferragamo zieht hingegen den Börsengang vor. Denn die Übernahmedynamik seitens der Finanzinvestoren stößt in Italien auch auf wachsende Kritik. "Ich sehe nicht, wie Private Equity der Luxusindustrie Wert hinzufügen will", kommentierte Michele Norsa, seit kurzem Chef der Luxuslederwarengruppe Salvatore Ferragamo den neuen Trend. Luxus sei ein lang angelegtes Geschäft, das unter anderem auch auf einem Erbe basiere, sagte der Top-Manager.

Norsa hatte vor seinem Ferragamo-Engagement die Valentino Fashion Group erfolgreich saniert. Die Private Equity-Unternehmen seien darauf aus, kurzfristig Effizienz und Gewinn zu schaffen. Dadurch werde die Luxuswarenindustrie "zu schnell gemelkt".

Nachfolgeproblem

Auf dem kürzlich in Venedig stattgefundenen Luxuskongress der Financial Times bestätigte Abel Halpern von HMD Partners, dass das Interesse der Finanzinvestoren nicht so sehr an schönen Dingen liege, sondern daran, in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Geld zu verdienen.

Die italienische Luxusgüterindustrie hat noch ein großes Wachstumspotenzial. Schließlich wächst der Anteil der Reichen weltweit ständig. In den jüngsten Krisenjahren der Modebranche konnten vor allem Monomarken-Luxuswarenunternehmen wie Giorgio Armani rasant zunehmen. Das Problem ist aber, dass renommierte Namen wie Armani, Krizia oder Cavalli keine Nachfolger haben, die ihr Imperium übernehmen wollen. (Thesy Kness-Bastaroli, Mailand, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.06.2007)