1998 schien es nochmals in Duke Blue-beard’s Castle auf, der ersten Oper, bei der Keersmaeker Regie führte. Das Verschieben einzelner Motive bereitet der Choreografin sichtlich Vergnügen.
Auch der zweite Teil des Abends, ein großer Tanz zu Ludwig van Beethovens Großer Fuge, wechselte seinen Ort von Erts (1992) zu Kinok (1994), bevor er acht Jahre später in ein Repertoire-Programm der Keersmaeker-Company Rosas integriert wurde.
Auch der aktuelle gemischte Abend hieß erst schlicht Repertory Evening, bevor er durch die poetische Umarmung des Begriffs "Nacht" einen adäquateren Namen erhielt – über den dritten Teil, Keersmaekers Gruppenchoreografie von 1995 zu Arnold Schönbergs Verklärte Nacht.
Alle drei Stücke zeigen einerseits Keersmaekers starkes, aber unverkrampftes Verhältnis zur "ernsten" Musik und zum anderen eine wesentliche Linie ihrer Entwicklung während eines Jahrzehnts seit Mitte der 80er-Jahre.
Vertikale und Spirale
Keersmaeker: "Bei Bartóks Streichquartett dominiert ein vertikales Vokabular, in dem Schritte und Drehungen über die Arme ausgelöst werden. Die Tanzsprache in Große Fuge gründet hauptsächlich auf Sichfallenlassen und Aufstehen. Verklärte Nacht zeigt eine andere Architektur, in der ich erstmals Spiralmotive verwendet habe."