Während die Presslufthämmer für den "Spatenstich" schon bereit standen, informierten sich erste Interessierte über den geplanten neuen Wiener Durchgangsbahnhof

Foto: STANDARD/Matthias Cremer

Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Computer-Rendering des geplanten Hauptbahnhofes

Foto: APA/HOTZ / HOFFMANN - WIMMER

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Projekt

Grafik: APA
Wien – Wien verabschiedete sich am Dienstag endlich vom Kopfbahnhof-Konzept, das noch aus der Monarchie stammte – und Wiens Bürgermeister Michael Häupl tat dies ausgerechnet mit dem Wahlspruch von Kaiser Franz Joseph I.: "Viribus unitis hamma‘s g‘schafft". Und also wurden mit vereinten Kräften die in einer Reihe aufgefädelten Presslufthämmer angeworfen und mit dem Bau des neuen Wiener Hauptbahnhofs am Südtiroler Platz begonnen.

Obwohl an der eigentlichen "Jahrhundertchance", wie sie bei der Feierlichkeit gepriesen wurde, eigentlich erst ab Dezember 2009 gearbeitet wird: Zunächst sind es noch Vorarbeiten – denn am Dienstag wurde vorerst einmal offiziell der 44 Millionen Euro teure Umbau der Nahverkehrsstation Südtirolerplatz gestartet.

Vollbetrieb ab 2015

Der Bahnhof selbst soll 2011/12 teilweise in Betrieb gehen und soll 2013 dann noch einmal endgültig eröffnet werden – wobei der Vollbetrieb allerdings erst für 2015 angepeilt wird. Der Hauptbahnhof soll 886 Millionen Euro kosten, von denen die Kommune 40 Mio. € zuschießen wird. Der Großteil der Mittel wird über den ÖBB-Rahmenplan finanziert, dazu kommen noch EU-Förderungen und die Erlöse aus der Immobilienentwicklung.

Denn im Umfeld wird gleichzeitig auch ein neuer Stadtteil errichtet: zwischen Gürtel, Arsenalstraße, Gudrunstraße und Sonnwendgasse werden insgesamt 59 Hektar verwertet. Geplant sind Büros mit 550.000 Quadratmetern Bruttogeschoßfläche und 20.000 Arbeitsplätzen – der höchste Büroturm soll direkt neben dem Bahnhof rund 100 Meter in die Höhe ragen Dazu kommen 5500 Wohnungen für 13.000 Menschen; erste Einheiten sollen 2012 fertig sein. Und auch ein neuer Park soll im Zentrum dieses neuen Grätzels geschaffen werden.

Westbahn kommt vorbei

ÖBB-Chef Martin Huber pries den neuen Hauptbahnhof vor den Presslufthämmern als "eines der wichtigsten Zukunftsprojekte nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich". Der neue Knotenpunkt soll nicht nur den Süd- und Ostbahnhof als neuen Durchgangsbahnhof ersetzten, sondern auch über den Lainzer Tunnel den Fernverkehr der Westbahn aufnehmen. Somit wird Wien zur Schnittstelle von drei transeuropäischen Eisenbahnrouten:

TEN 17 Paris – Stuttgart – Wien – Bratislava,
TEN 22 Athen – Sofia – Budapest – Wien – Prag – Dresden, und
TEN 23 Danzig – Warschau – Brünn – Wien – Venedig.

Verkehrsminister Werner Faymann erinnerte daran, dass man derzeit noch zwischen West- und Südbahnhof 40 Minuten mit der "Bim" zuckelt. Und "wenn die Bahn unbequem und unpünktlich ist und das Service nicht stimmt, dann können wir einen Klimagipfel pro Woche abhalten und die Menschen bleiben im Auto sitzen". Bei der Wettbewerbsfähigkeit der Bahn sei "über Jahrzehnte viel versäumt worden".

Tatsächlich wurde am früher "Zentralbahnhof" genannten Projekt einige Jahrzehnte herumgeplant. Bereits in den 70-er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde der Südbahnhof als ein möglicher Standort für einen Zentralbahnhof genannt. Doch sämtliche Anläufe scheiterten nahezu in regelmäßigen Dekadenschritten an der Finanzierung.

Wird‘s 2009 dann wirklich ernst, wird zunächst der Süd- und Ostbahnhof abgerissen. Die Südbahn wird dann während der Bauzeit in Meidling enden, die Ostbahn in einem Provisorium – 200 Meter vorm abgerissenen Bahnhof. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD Printausgabe, 13.6.2007)