Perlen, die schäumen
Wir trinken ihn oft, aber ebenso häufig kennen wir ihn kaum: Prosecco gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen - als Perlwein ("Frizzante") und als Schaumwein ("Spumante"). Ersterer ist spritziger und zumeist preislich günstiger, Zweiterer schmeckt etwas feiner und nobler. Beim Spumante unterscheidet man darüber hinaus je nach Restzuckergehalt zwischen Brut, Dry und Extra Dry. Prosecco bezeichnet eigentlich kein Gebiet, sondern die gleichnamige Rebsorte. Es gibt daher auch einen stillen, leichten Weißwein unter dieser Bezeichnung, der allerdings bei uns gänzlich unbekannt ist. Um als "Prosecco" verkauft zu werden, müssen mindestens 85 Prozent der Prosecco- Traube den Weg in die Flasche gefunden haben.
Die Edelversion des Prosecco Spumante ist der "Cartizze". Es handelt sich hierbei um einen Sekt, der aus Trauben vom Weinberg mit dem Namen Cartizze gewonnen wird. Diese steile Lage weist angeblich den besten Boden, gepaart mit der besten Ausrichtung, für die Proseccogewinnung auf. Das spiegelt sich auch in den Preisen wieder, die für diesen relativ seltenen Spumante in etwa doppelt so hoch sind als für "normalen" Prosecco. Auf der letzten Vinitaly, der großen jährlichen Weinmesse in Verona, wurden in einer Blindverkostung die Cartizze Spumanti konstant hinter den normalen Prosecci gereiht - was wohl zeigt, dass die Qualität des Cartizze auch überbewertet werden kann.
Als Prosecco-Region gelten jene Hügel in der Provinz Treviso, die sich als Vorläufer der Alpen aus der venezianischen Ebene erheben und zwischen den Orten Valdobbiadene und Conegliano liegen. Sie eignet sich gut für Sternfahrten in alle Richtungen. Nach Venedig sind es lediglich etwa 50 Kilometer, und die ebenfalls sehenswerte Grappa-Region schließt gleichsam im Westen an. Dort liegt etwa Asolo, die "Stadt der hundert Horizonte" ("città di centro orizzonti"): Von den Ruinen des Rocca, der alten Befestigungsanlage, die den höchsten Punkt markieren, genießt man an klaren Tagen weite Ausblicke in die Umgebung. Die gotischen Bogengänge und engen Gassen machen den Ort besonders reizvoll.
Venezianische Farmer
Ab dem 16. Jahrhundert, als der internationale Einfluss der Republik Venedig langsam schwand, waren wohlhabende venezianische Adelige und Kaufleute auf alternative Einkommensquellen angewiesen. Sie gründeten Farmen auf dem nahe gelegenen Land und verbrachten die Sommermonate häufig selbst auf den Landgütern. Bis heute zeugen in der venezianischen Ebene an die 4000 Villen vom Reichtum einiger Familien. Auf eine Villenrundfahrt sollte man daher auf keinen Fall verzichten.
Die meisten Villen in der Provinz Treviso sind nur von außen zu besichtigen, da sie entweder privat genutzt werden oder bereits baufällig sind. Zu den wenigen Ausnahmen zählt die Villa Barbaro in Maser, die an drei Tagen der Woche besucht werden kann. Sie gilt als eines der Hauptwerke Andrea Palladios (1508-1580), des bedeutendsten Architekten der Renaissance in Oberitalien, und ist wohl eines der schönsten Anwesen der gesamten Region.
Andere Villen dienen heute als Luxushotels. Wem das Absteigen in einem der luxuriösen Hotels zu teuer ist und wer eine Besichtigung überdies gerne mit dem Thema Wein verbinden möchte, dem sei die 1662 im Stile Palladios errichtete Villa Sandi in Crocetta del Montello empfohlen, für deren Besuch man sich telefonisch anmelden sollte. Vor der Besichtigung der Villa, führt man dort nach einer kurzen Filmpräsentation durch den insgesamt mehr als einen Kilometer langen und überaus sehenswerten Weinkeller.
Der Prosecco ist aber nur ein Produkt der Villa Sandi, die dort vor allem Schaumweine nach der traditionellen Methode produziert. Im Gegensatz zum Prosecco, der möglichst frisch getrunken werden sollte, reifen die Schaumweine nach der traditionellen Methode drei bis sieben Jahre in der Flasche. In den Barrique-Fässern der Kellerei reifen darüber hinaus auch Rot- und Weißweine.