Wienerwald macht 13 Prozent des Geschäfts mit Gassenverkauf, doch vielfach fehlt die Kundenfrequenz.

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Wien – Wienerwald kommt in Österreich nicht in Schwung. Die traditionsreiche Gastronomiekette gehört seit rund zwei Jahren Harald Fischl; der Steirer ist Finanzreferent des BZÖ, Ex-Präsident des Fußballklubs GAK und Betreiber von Pflegeheimen. Die Hendl-Braterei hat nach 2005 auch im Vorjahr Verluste erzielt. "Wir waren in beiden Jahren leicht negativ", sagt Firmenchef Franz Kainz dem Standard. Der Umsatz sei 2006 um 800.000 Euro auf 17 Millionen Euro gesunken.

Wienerwald betreibt in Österreich mittlerweile 17 Standorte. Kainz hat zwei in Bregenz und Graz an Franchisepartner ausgelagert. Vier Restaurants, unter anderem in Villach und Innsbruck, wurden geschlossen. "Sie waren zu teuer – wir kamen dort auf keinen grünen Zweig", sagt Kainz. Eine Trennung von weiteren Filialen sei möglich, denn die Mietverträge seien teils begrenzt. "Wir suchen gute Ersatzstandorte."

Vogelgrippe Schuld am missglückten Neustart

Kainz gibt der Vogelgrippe Schuld am missglückten Neustart. Hühner seien in diesen Zeiten ein gefährliches Standbein. "Wir mussten bisher reagieren, statt agieren." Wienerwald werde jedoch heuer den Sprung aus der Verlustzone schaffen. 2008 seien deutliche Gewinne geplant, sagt Kainz. Einen Eigentümerwechsel gebe es voraussichtlich nicht.

Branchenkenner sehen die Gründe, warum die Hendlkettte nicht Tritt fasst, weniger in der Vogelgrippe als in erheblichen Managementfehlern. Die Restaurants seien veraltet und oft schlecht gelegen. Der häufige Besitzerwechsel habe zu einem Zickzackkurs bei Sortiment und Werbekampagnen geführt. Die Marke Wienerwald sei dadurch verwässert. Die Geflügelzüchter hat die Aufregung um die Vogelgrippe 2006 fünf Prozent des Umsatzes gekostet. "Aber die Lage hat sich beruhigt, die Geschäfte laufen normal", sagt Johann Titz. Sein steirischer Betrieb ist gemeinsam mit der Hubers Landhendl GmbH in Munderfing Wienerwald-Lieferant.

Wienerwald hat turbulente Zeiten hinter sich. Der Österreicher Friedrich Jahn eröffnete 1955 das erste Gasthaus in München – und baute in der Folge eine der größten europäischen Fastfoodketten auf. Anfang der 80er-Jahre war sie mit über 25.000 Mitarbeitern in 18 Ländern vertreten. 1982 kündigten Banken die Kredite. Es folgten die Insolvenz und die Spaltung in Wienerwald Deutschland und Österreich.

Neue Investitionen

In Deutschland ist die Kette jetzt nach weiteren Insolvenzen in die Hände der Gründerfamilie zurückgekehrt. Sie will die Marke wiederbeleben. In Österreich meldete Wienerwald 2002 Ausgleich an. 2003 übernahm Gastronom Christian Ziegler den Betrieb und verkaufte ihn 2005 an Fischl. Die Markenrechte hält laut Kainz Familie Jahn. "Wir sind der Lizenznehmer." Ziegler habe jedoch das Recht, eine gleichnamige Marke einzutragen. Wienerwald soll jetzt einmal mehr entstaubt werden. "Wir investieren in modernen Auftritt und Personal", sagt Kainz. Er suche das Gespräch mit den Deutschen. Ziel sei, die Marke in ein anderes Licht zu rücken. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 9./10.2006)