Der neue Twingo

ist die logische Fortsetzung des alten. Zumindest beim Entrée, beim Türöffnen: Schnapperl zum Hochziehen, erhabener Halbkreis an der Tür, hohler zum Reingreifen und Schnapperlfassen. Das war's aber auch schon an Gemeinsamkeiten.

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Alles andere

ist nämlich unter dem Kapitel Traditionsbruch zu vermerken. Renault geht da ganz bewusst einen anderen Weg als Mini, Smart und demnächst Fiat beim Cinquecento. Die bauen beim Design nämlich alle erkennbar auf den (historischen) Vorgängern auf.

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Rückblende.

Frühe 90er-Jahre. Nach all den tristen Kisten am Kleinwagensektor war der Twingo irgendwie ein Auto wie für Alice im Wunderland. Schickes, unverwechselbares One-Box-Design, drinnen wegen des Minimalvankonzepts mehr Platz, als man erwartet hätte, und dank verschiebbarer Rückbank konnten die Passagiere hinten auch noch halbwegs menschenwürdig untergebracht werden.

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Hinterm Lenkrad

saßen meist Frauen mit Hang zum Schicken, Praktischen. Der Neue soll nun auch deutlich mehr Männer ins Renault-Fahrerlager holen.

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Aus

extravagantem One- wurde konventionelles Two-Box-Design.

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Hinten

gibt es, außer in der Basisversion, zwei Einzelsitze, die sich in der Länge um 22 cm verschieben oder notfalls ganz vorklappen lassen.

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Seitenfächer

vorn und hinten sowie ein ordentliches Handschuhfach warten auf Inhalte. Was netterweise auch blieb, ist ein überaus günstiger Einstiegspreis: 8490 € für einen Neuwagen, das hat Seltenheitswert (Fiat Panda: ab 8900 €).

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Der Raumgewinn

ist vor allem den veränderten Außenabmessungen gedankt: 3,60 statt früher 3,43 m Länge. Damit passt der Twingo nun zwar nicht mehr in jeden Kaninchenbau (Alice, Wunderland), aber immer noch gut in enge Innenstadtparklücken.

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Bei Fahrwerk

und Lenkung war der Twingo I übrigens irgendwie auf dem Niveau des - polemisch formuliert - R4 stehen geblieben. 2,4 Millionen Kunden störte das nicht dramatisch.

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Hier

macht der Neue den wohl größten Entwicklungssprung. Denn abgesehen von der immer noch etwas schwammigen elektrischen Servolenkung (ist ein generelles Renault-Leiden) fährt sich der Twingo II recht flott und meist ohne Tücke.

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Antriebsseitig

Spaß macht das neue Topaggregat, ein schlankes 1,2-l-Turbo-Motörchen mit 100 PS. Erstmals gibt's auch einen Diesel (65 PS). Für mehr Jugend werben ferner: portables Navi-System, MP3- und iPod-Schnittstellen, Bluetooth-Freisprecheinrichtung und viele Individualisierungsmöglichkeiten.

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Was

gegenüber Peugeot (107), Citroën (C1) und Toyota (Aygo) nachteilig sein könnte: Der Twingo ist nur als Dreitürer erhältlich - die genannten eineiigen Drillinge gibt's auch mit fünf. Wer also unbedingt billige fünfe braucht, wird bei Renault auf den weiter erhältlichen Clio II verwiesen. Heißt Clio Storia und kostet als günstigster Fünftürer 10.540 €.

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Besagter

Clio II liefert übrigens die kostenfreundliche technische Basis für den preiswerten Twingo. Gebaut werden beide im slowenischen Rudolfswerth (Novo Mesto). Die Stadt hat tiefe österreichische Wurzeln: Habsburgerherzog Rudolf IV., genannt der Stifter, gründete die Stadt in einem bis dahin unbesiedelten Landstrich. 1365. Im selben Jahr, in dem er auch die Universität Wien aus der Taufe hob. Insofern ist Twingo-II-Kaufen beinahe ein Akt von akademischem Patriotismus.

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Fazit Twingo II:

einer für alle. Aber auch einer wie alle. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 8.6.2007)

Link
Renault

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