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Vermeintliches Idyll: Atomkraft stellt per se keine nachhaltige Lösung des Energieproblems dar, da sie Probleme der Entsorgung radioaktiven Mülls auf zukünftige Generationen überträgt.

Foto: REUTERS/David W Cerny
Am 4. Mai präsentierte der UN-Klimarat "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC) in Bangkok den dritten Teil seines Klimaberichts. In dem Bericht werden der Politik Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen der globale Klimawandel noch abgewendet oder zumindest verlangsamt werden kann.

Der Klimarat betont, dass in den nächsten fünfzehn Jahren die Weichen in die richtige Richtung gestellt werden müssen, um die dramatischen Folgen des Klimawandels abzuwenden. Dies sei laut dem Bericht jedoch nicht alleine durch den Umstieg auf erneuerbare Energien zu bewerkstelligen. Kernkraft wird als eine der Maßnahmen gegen den Klimawandel empfohlen.

Atomkraft: Unnachhaltig und träge

Doch ist Kernkraft wirklich geeignet, in den nächsten fünfzehn Jahren eine Änderung in die richtige Richtung zu bewirken? Durch Genehmigungsverfahren und den Bau der Kraftwerke würde bis zur Inbetriebnahme zu viel Zeit verloren gehen. Mögliche Einsparungen an Treibhausgasen griffen erst zu spät. Damit ist Kernkraft nicht in der Lage, eine Richtungsänderung rasch genug herbeizuführen.

Der Bau von Atomkraftwerken erfordert selbst einen hohen Aufwand an Ressourcen. Und auch Uran ist nicht beliebig verfügbar. Atomkraft stellt darüber hinaus per se keine nachhaltige Lösung des Energieproblems dar, da sie Probleme der Entsorgung radioaktiven Mülls auf zukünftige Generationen überträgt. Die Lehren aus Reaktorunfällen scheinen angesichts der laufenden Diskussion wie vergessen, die Argumente der Anti-Atom-Bewegung ebenso.

Laut Europäischer Umweltagentur entstehen 21 Prozent der CO2-Emissionen in der EU durch den Verkehr. Diese Emissionen des Verkehrs zeigen laut IPCC Bericht – nach der Energieerzeugung – das zweitstärkste Wachstum bei den Emissionen. In diesem Bereich kann Kernenergie keine schnelle Reduktion von Klimagasen ermöglichen.

Was verträgt unsere Erde noch?

Die Lösungen des "Klimaproblems" müssen holistisch und nachhaltig sein. Es ist notwendig, Lösungen zu suchen, die die gesamte Problematik das "globalen Wandels" in Betracht ziehen. Sie müssen sowohl eine weitere Entwicklung in den armen Ländern erlauben als auch die Perspektiven der künftigen Generationen respektieren.

Gesucht sind nicht Lösungen für einzelne Bereiche, die Probleme bloß verlagern, wie im Falle der Kernkraft. Gesucht sind integrative Lösungen, die allen Problemen, wie z.B. auch Wüstenbildung, Artensterben, Bodenerosion, Luft- und Wasserverunreinigung usw. gerecht werden.

Erfolgversprechend und letztlich zielführend ist es daher, mit allen vorhandenen Ressourcen sparsamer umzugehen: "Energie und andere Ressourcen können wesentlich effizienter genutzt werden als dies heute der Fall ist", sagt Jill Jäger, Klimaexpertin in Wien und Autorin des Buchs "Was verträgt unsere Erde noch? Wege in die Nachhaltigkeit". Das Buch verdeutlicht die komplexen Zusammenhänge des globalen Wandels und veranschaulicht die Auswirkungen der gegenwärtigen Ressourcenverschwendung. Vor allem zeigt es aber, dass eine nachhaltige Zukunft möglich ist: ohne Verzicht auf Lebensqualität. Denn: "Wachstum und Energieverbrauch tragen immer weniger zu dem Wohlstand in den Industrieländern bei", so Jäger.