Evangelischer Bischof, Schlagzeuger, Almbauer: Michael Bünker.

Foto: DER STANDARD, Fischer
Es wird lauter werden an der Spitze der evangelischen Kirche in Österreich. Mit Oberkirchenrat Michael Bünker nimmt ein Mann der klaren Worte das lutherische Ruder in die Hand. Einer, der nebst hoher Geistlichkeit weltliche Konflikte nicht scheut und Dinge auch gern einmal mit klerikal ungewohnter Deutlichkeit beim Namen nennt.

So stand der promovierte evangelische Theologe etwa in der ersten Reihe, als es galt, der burgenländischen Superintendentin Gertraud Knoll den Rücken zu stärken. Diese hatte an einer Demonstration gegen Schwarz-Blau teilgenommen und sah sich daraufhin mit massiven Rücktrittsforderungen konfrontiert.

Erst jüngst sprach sich der 53-jährige Vater zweier Kinder und "leidenschaftliche Großvater" für einen EU-Beitritt der Türkei aus und betonte, es gebe "keinen Grund, sich davor zu fürchten". Auch gegen den Irakkrieg hat sich der passionierte Tarock-Spieler so angriffig und direkt wie kaum ein anderer Geistlicher geäußert und diesen als "Heuchelei der Mächtigen" kommentiert.

Geboren wurde Michael Bünker 1954 in Leoben. Nach der Volksschule in Raden-thein und dem Gymnasium in Villach studierte er Evangelische Theologie in Wien. Mit einer Arbeit über den ersten Korintherbrief des Apostels Paulus promovierte Bünker 1981 und wurde im Folgejahr Pfarrer der Pfarrgemeinde Wien-Floridsdorf.

1999 krönte die Synode Bünker zum geistlichen Oberkirchenrat in der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich. Seit 2003 lehrt er als Honorarprofessor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien. Die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) bestellte den mitunter streitbaren Geist im Herbst 2006 zu ihrem neuen Generalsekretär.

Doch auch abseits der kirchlichen Funktionen gibt der bekennende Liebhaber feiner Sciencefiction-Literatur - unumstrittener Held ist da der polnische Autor Stanislaw Lem - gerne lautstark den Ton an. In der Band "Kreuzweh" ist Bischof Bünker der Mann am Schlagzeug. Einer der nächsten raren "Live-Gigs" ist für das Frühjahr 2008 angesetzt. Gerockt mit göttlichem Segen wird da das Floridsdorfer Pfarrhaus. Und nicht nur bei den Sciencefiction-Autoren nennt Bünker die Crème de la Crème als Vorbild. Auch am Schlagwerk orientiert sich der Herr Bischof mit Drum-Legende Ian Paice von Deep Purple gern an den Musikgöttern.

Und sollte doch einmal Abstand vom harten Bischofs-Rock-Business erwünscht sein, zieht sich das künftige Oberhaupt der evangelischen Kirche am liebsten in die Bergwelt zurück. In den Nockbergen, einer der "schönsten Gegenden Kärntens", besitzt Bünker eine Almhütte. Dort genießt man dann mit der gesamten Familie eine "herrliche Zeit ohne Strom, Fließwasser und Handy-Empfang". (Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Printausgabe, 4. Juni 2007)