Graz - Die Grazer Staatsanwaltschaft rechnet damit, dass die Ermittlungen in der "Causa Kartnig" "noch Monate" dauern werden und erst im Herbst einigermaßen Klarheit über das tatsächliche Ausmaß des Falles herrschen werde.

Mitverantwortlich für die langwierigen Erhebungen sei auch Kartnig selbst. Der ehemalige Fußballpräsident des Bundesligisten SK Sturm, der wegen des Verdachts der Veruntreuung von Klubgeldern, schweren Betruges und Steuerhinterziehung in Graz in Untersuchungshaft sitzt, verhalte sich "überaus unkooperativ", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Manfred Kammerer, am Freitag im Gespräch mit dem Standard.

Kartnig könne sich etwa plötzlich an viele Dinge nicht mehr erinnern. Es sei auch offenbar "nicht gerade sein Wesen, Belege zu schreiben". Was ein Nachvollziehen der Geldflüsse erschwere. Alle Geldtransaktionen zwischen dem Fußballverein, dem Ex-Präsidenten oder auch Kartnigs Firma müssen daher Stück für Stück rekonstruiert werden. Wobei nach wie vor nicht exakt eruiert werden konnte, wie viel Geld tatsächlich im Umlauf war, da ja auch etliche "Schwarzgeldkoffer" im Spiel und nur schwer quantifizierbar sind. Beispiel: Eintrittskarten. Nur ein Teil der Einnahmen soll bisweilen über die Stadionkasse und die Bücher gelaufen sein, der große Rest könnte auf Konten gelandet sein, von denen wiederum Spieler und Trainer schwarz bedient wurden.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kammerer will jedenfalls weitere "Überraschungen" nicht ausschließen.

Anwälte kontern

Kartnigs Anwälte wehren sich vehement gegen den Vorwurf, ihr Mandant verhalte sich nicht kooperativ. Kartnig sei ja ohnehin in der Steuersache geständig. Mehr könne er gar nicht zur Sache erklären, weil "wir noch immer nicht alle Unterlagen zur Verfügung gestellt bekommen habe", moniert Anwalt Richard Soyer. Es sei unmöglich, ohne Unterlagen exakt etwaige Überweisungen, die mehrere Jahre zurückliegen, nachzuvollziehen.

Auch Kammerer bestätigt nun - wie Untersuchungsrichterin Elisabeth Radl vor Tagen im Standard-Gespräch erklärte - dass die Schadenssumme höher sei, als jene, die von der Verteidigung Kartnigs genannt werde. Richard Soyer und Michael Pacher argumentieren, der ursprüngliche Fehlbetrag in der Höhe von 2,3 Millionen Euro sei durch das Auftauchen von Unterlagen auf 490.000 geschrumpft. Knappe zwei Millionen könnten nun durch Belege über Schwarzgeldtransfers aufgeklärt werden. Es sei aber weit mehr noch unaufgeklärt, entgegnen Radl und Kammerer. Radl schätzt, dass noch aus anderen Titeln bis zu 1,5 Millionen Euro fehlen. Soyer hält unterdessen die "Bewertungen" des Gerichtes und Staatsanwaltschaft für "problematisch". Es entstehe "der Eindruck einer Vorverurteilung". (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe 02.06.2007)