Auch Veronika Doppler, Geschäftsführerin des Restaurants Vestibühl im Burgtheater, und SP-Gemeinderätin Sonja Kato-Mailath-Pokorny taten sich nicht gerade leicht mit Rockenbauers Kompromisslosigkeit in Bezug auf Raucher. Auch wenn sich in der von Standard-Redakteurin Irene Brickner geleiteten Diskussion ohnehin herausstellte, dass sachliche Meinungen gar nicht so weit auseinander liegen.
Beliebte Nichtraucher-Zone
Gastronomin Doppler zeigte sich mit der Frage, wie sie ihr Personal im Raucherbereich schützen könnte, "überfragt". Seit Jänner ist in ihrem Restaurant der Raucher- vom Nichtraucherteil räumlich getrennt. Freiwillig, denn eine entsprechende gesetzliche Regelung gibt es (noch) nicht. "Wenn wir geahnt hätten, wie gut der Nonsmoking-Saal angenommen wird, hätten wir schon viel früher zweigeteilt", betonte Doppler. Was sie sich wünsche, sei endlich eine klare gesetzliche Regelung. Man dürfe die politische Verantwortung nicht auf die Gastronomie abwälzen.
Eine Forderung, die Gemeinderätin Kato-Mailath-Pokorny dankbar aufgriff. "In Wien sind Amtsgebäude bereits seit zehn Jahren rauchfrei, auf Bundesebene wurde bereits genug Zeit vertan", so die Politikerin. Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (VP) solle "weniger auf Partys gehen" und endlich einen Gesetzesentwurf für den Nichtraucherschutz in Begutachtung schicken, ätzte Kato-Mailath-Pokorny. Ihre eigene Meinung darüber zu äußern, wie weit denn Rauchverbote gehen sollten, lehnte die Wienerin ab. "Es ist nicht an mir, Regelungen vorzuschlagen", spielte sie den Ball erneut weiter ans Ministerium, bekannte dann aber zumindest: "Ich persönlich gehe jedenfalls lieber in rauchfreie Lokale."
Rauchen nur daheim
Dennoch: Ein Wiener Kaffeehaus ohne Zigarettenqualm konnte und wollte sich in der Diskussionsrunde nur der Tiroler Rockenbauer vorstellen. "Es ist eine Schande, dass Österreich ein Entwicklungsland beim Nichtraucherschutz ist", zog er Vergleiche mit Italien und Irland, wo in Lokalen längst absolutes Rauchverbot herrscht. Wovon er überzeugt ist: "Es kann keine friedliche Koexistenz von Rauchern und Nichtrauchern geben." Wo Raucher dann noch dürfen? "In ihren eigenen vier Wänden, vorausgesetzt es leben dort keine Kinder, die durchs Passivrauchen geschädigt werden", meinte Rockenbauer.
Gegen Engstirnigkeit
Philosophie-Dekan Kampits warnte vor "fundamentalistischen Standpunkten". Sein Credo lautet: "Toleranz auf beiden Seiten." Jeder halbwegs tolerante Raucher werde es unterlassen, sich eine Zigarette anzuzünden, wenn es andere störe. "Engstirnigkeit und nur Verbote bringen null", so Kampits. Die Verweigerung eines Dialogs erinnere ihn fast schon an Hexenverfolgung. "Wir leben ohnehin bereits in einer überregulierten Welt. Was ist eigentlich aus der Forderung ,weniger Staat' geworden?", fragte der Philosoph. Demnächst folgten vielleicht ein Feldzug gegen Alkohol und die Schaffung einer Fettsteuer - "anstatt Gemüse billiger zu machen", so Kampits.