Ween: "Cheese & Chocolate"
Dieses üppige Meisterwerk aus 1994 ist von Dean und Gene Ween, dem fast echten Brüderpaar aus New Jersey nun wieder aufgelegt worden. Es präsentiert die Band, deren ursprünglicher Ansatz es war, in jedem Song wie eine andere Band zu klingen, am Höhepunkt ihrer Kunst. War schon der Vorgänger "Pure Guava" – das bessere "Mellow Gold" (Beck) – ein früher Höhepunkt, erblühte der Irrsinn hier noch erstaunlicher und zeitigt genialische Stücke wie "Mister Would You Please Help My Pony?", "Drifter in the Dark", das poppige "What Deaner Was Talkin' About", "Spinal Meningitis (Got Me Down)", die genialische Familientragödie "Buenos Tardes Amigo", oder das finale, lebensnahe "Don’t Shit Where You Eat". Klassiker. (Schnitzel Rec./Hoanzl)

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Ween

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Beasts Of Bourbon: "Little Animals"
Dass sich die australischen Beasts Of Bourbon noch einmal relevant zurückmelden würden, war nicht unbedingt zu erwarten. Doch "Little Animals" beweist mit seinen staubtrockenen, mit einer Sackhälfte ewig im Blues verschweißten Härte, dass es doch möglich ist. Tex Perkins und Co geben sich hier keine Blöße – zumindest nicht musikalisch gesprochen –, sondern brettern mit einer Nachhaltigkeit aus des Hörers Lautsprechern, dass es buchstäblich kracht: Dreckiger, erhabener Rock’n’Roll. Nuff said! (Sony Australia)

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rave-up

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The National: "Boxer"
Der Fünfer aus New York überzeugte schon auf "Alligator" vor zwei Jahren mit einem prächtigen Popentwurf voller Kanten und Brüche. "Boxer" ist nun quasi der veredelte, etwas abgemilderte Nachschlag, der seinerseits in rare Schönheit ausartet, in der sich unterschwellig u.a. Einflüsse von Sonic Youth ausnehmen lassen. Getriebener Gitarren-Pop mit Matt Berningers herrlichem Bariton. Eine der besten Veröffetlichungen des heurigen Jahres bisher. Hallo Konzertveranstalterfreunde, bitte dringend buchen! (Edel)

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americanmary

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Green On Red: "BBC Sessions"
Schon die Linernotes von Dan Stuart sowie die darin vorkommende Anekdote über John Peel ist die Anschaffung dieser CD wert. Die zeit ihrer Existenz leider nie zu der ihnen zustehenden Anerkennung gelangten Wirrköpfe von Green On Red, namentlich vor allem Dan Stuart und Chuck Prophet, belegen mit dieser Sammlung von Aufnahmen für die britische BBC wie sehr die Welt da versagt hat. Prächtige, subtiler und meist sparsamer instrumentierte Versionen von Songs wie "Little Things In Life", "Pills And Booze", oder "Reverend Luther" belegen die Genialität dieser Country-Rocker. (Cooking Vinyl)

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Green On Red

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Sage Francis: "Human The Death Dance"
Stur beschreitet Sage Francis die Hinterhofwege des HipHop. Dabei kreuzt er Pfade, die von Typen wie 50 Cent oder Eminem nie nicht betreten werden. Mit einer Mischung aus Conscious Rap und martialischen, gerne auch zähen Beats, die sich gleichermaßen beim Industrial oder bei den Altvorderen Public Enemy bedienen, formuliert er den besseren State Of The Art dieser ansonst immer mehr zur Lächerlichkeit geratenden Kunstform abseits der üblichen Poser. "This is HipHop for the people", meint er diesbezüglich zu Beginn des Albums. Je tiefer Francis hier zum Thema vordringt, desto besser wird es. (Anti)

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Sage Francis

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Sly & The Family Stone
Eben wurden alle sieben Columbia-Alben des großen, im Drogenrausch zum Enigma gewordenen Funk-Visionärs Sly Stone – der sich gegenwärtig auf Clubtour in Europa befindet! – remastered und um einige Boni angereichert wieder veröffentlicht. Darunter Klassiker wie "Stand!" mit Weltnummern wie "Somebody’s Watching You" oder "Everyday People". Zumindest dieses sowie "There’s A Riot Going On", mit der Wahnsinnsnummer "Family Affair" gehören in jede Plattensammlung, die eine solche sein möchte. (Sony)

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slystonemusic

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Andy Palacio& The Garifuna Collective
Andy Palacio stammt aus dem Küstendorf Hopkins in dem Lateinamerikanischen Kleinstaat Belize. Und dort hat man es gerne gemütlich. Dementsprechend groovt die Musik dieses karibischen Kleinods mit einer lässigen Sanftheit, der man zart die Einflüsse kubanischer Folklore, in Spurenelementen Reggae und andere karibische und westafrikanische Einflüsse anmerkt – und dennoch unvergleichlich ist. Sollte Freundes des Buena-Vista-Social-Club-Universums genau so einfahren wie jenen des Strandbuben Jack Johnson. (Hoanzl)

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cumbancha

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Handsome Furs: "Plague Park"
Dieses Duo besteht aus Dan Boeckner und seiner Verlobten Alexei Perry. Boeckner kennt man von der hervorragenden kanadischen Band Wolf Parade, die im Vorjahr das Album "Apolgies To Queen Mary" veröffentlicht hat. Hier kommt man mit Dröhngitarre, Drums und ein paar Spielereien aus, deren Output man zu in aller Schönheit erblühenden Songs zusammenstoppelt. Klingt stellenweise nach klobigem Lego-Spiel, überzeugt aber gerade in dieser die Bruchstellen offen lassenden Ästhetik restlos. (Sub Pop/Trost)

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Handsome Furs

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Los Straitjackets: "Rock En Espaniol"
Ein US-amerikanisches Projekt aus Nashville, unterstützt von unter anderem Cesar Rosas (Los Lobos) und Little Willie G. (zuletzt etwa bei Ry Cooders "Chavez Ravigne" zu hören), einem lokalen Star der Latinos in L.A., das hier ein paar Klassiker über die Grenze nach Mechiko hebt. Etwa "Dizzy Miss Lizzy", das drüben zu einem "El Miroscopio Bikini" wird. Das Ergebnis rockt und groovt wie Sau. Denn bei allem Spaß den dieses Album macht, ist es nicht bloß der alte El-Vez-Schmäh aufgewärmt, sondern von tatsächlichem Herzblut durchflutet. Wer Calexico sagt, sollte auch Los Straitjackets sagen. Punkt. (Yep Roc/Trost)

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Straitjackets

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Dan Penn & Spooner Oldham: "Moments From This Theatre"
Zwei Schattengestalten der Popmusik musizieren sich hier zu einem einsamen Höhepunkt empor: Der Songwriter Dan Penn und sein kongenialer Tastenmann Spooner Oldham, der in seiner Karriere von Dylan, Young, Franklin abwärts für so viele Künstler Soul aus seinem Keyboard gezaubert hat, dass es hier den Rahmen sprengen würde, die alle aufzuzählen. Für Penn gilt: Er hat für mehr Soul-Stars Songs geschrieben, als man in einem Leben Fritten essen kann. Die beiden Weißbrote interpretieren hier nur mit Akustischer und Keyboards einige dieser Klassiker: "Sweet Inspiration", "I’m Your Puppet", "Dark End Of The Street" und viele mehr. Im Publikum: Die gesamte britische Pop-Prominenz, die eine Stunde lang die selbe Gänsehaut beschlichen haben muss, wie den Hörer zu Hause.

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Proper Records

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