Wien – Ehe die EU-Postminister am 8./9. Juni über die weitere Liberalisierung des Postsektors in der EU beraten, verschickt die österreichische Post Briefe mit brisantem Inhalt: Der gelbe Riese will das Briefporto erhöhen. Allerdings nicht die Zustellgebühr des "gemeinen" Standardbriefs im Inland, sondern die für Auslandsbriefsendungen, also den grenzüberschreitenden Briefverkehr im gesamten Binnenmarkt . Das erfuhr der STANDARD aus hohen Postkreisen.

Wie hoch die beim Postregulator im Infrastrukturministerium beantragte Entgelterhöhung ausfallen soll, darüber schweigt sich die Post aus. Man habe den Antrag beim Postregulator noch nicht eingereicht, sagt ein Post-Sprecher. Auch der Zeitpunkt der Tarifanhebung stehe noch nicht fest. In Postkreisen ist von "mindestens zehn Prozent Erhöhung" die Rede, die im Idealfall bereits am 1. Juli 2007 in Kraft treten soll. Ein Standard-Brief würde dann rund 60 Cent kosten statt bisher 55 Cent. "Das liegt immer noch im EU-Mittelfeld", betont die Post, die außerdem darauf hinweist, dass dies die erste Erhöhung seit 2003 ist.

Taktisch klug sei der Schachzug sicher nicht vor dem Treffen der EU-Postminister, heißt es im Ressort von Minister Werner Faymann, zumal die Post ausgerechnet im Auslandsbriefverkehr voll im Wettbewerb stehe. Man könne gegen die Preiserhöhung nichts tun, denn die Post müsse diese Tarifanpassung lediglich melden, einer ministeriellen Genehmigung bedürfe sie nicht. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.05.2007)