Berlin - Ein weiterer ehemaliger Radprofi hat sich am Wochenende in Deutschland zu Doping-Praktiken in seinem Ex-Team Telekom geäußert. Bernd Gröne, der von 1993 bis 1995 für Telekom gefahren war, war laut eigenen Angaben vor zwölf Jahren vor der Alternative gestanden: "Entweder EPO oder Karriere-Ende. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden", erklärte der ehemalige deutsche Straßenmeister, der 1988 in Seoul hinter seinem späteren Teamkollegen Olaf Ludwig und vor seinem späteren Teamkollegen Christian Henn Olympia-Bronze gewonnen hatte.

Im Gegensatz zu Henn habe Grüne laut eigenen Angaben aber "niemals Doping-Präparate" vom am Samstag entlassenen deutschen Olympia-Arzt Georg Huber erhalten. "Jedenfalls nicht wissentlich", betonte Gröne, der nur ein einziges Mal mit Doping in Berührung gekommen sein will: "1995 bot mir ein Teamleiter EPO an. Ich erkundigte mich bei unserem Arzt Andreas Schmid über die möglichen Wirkungen. Er riet mir ab und ich nahm es nicht, zumal mich Meldungen über 'unerklärliche Todesfälle' bei jungen Fahrern, die ich aus Amateurzeiten bestens kannte, damals sehr verwirrten."

Gröne stand damit vor der Wahl: "Entweder ich hätte chemisch nachgeholfen und meine Leistung 'um zehn bis 15 Prozent' - wie mir versichert wurde - gesteigert, oder ich beende meine Laufbahn. Durch mein quasi erzwungenes Karriereende sind mir mindestens zwei Jahre verloren gegangen, in denen ich noch hätte ordentlich verdienen können", erzählte Gröne. Schmid ist inzwischen ebenfalls geständig gewesen, Telekomfahrern Dopingmittel zugänglich gemacht zu haben. Er wurde in der Vorwoche von der Uni-Klinik Freiburg entlassen.

Bis dato haben insgesamt sieben ehemalige Fahrer des Teams Telekom Doping mit dem damals nicht oder nur schwer nachweisbaren Hormon EPO in den 90er Jahren gestanden. Neben dem ehemaligen Tour-de-France-Sieger Bjarne Riis und dessen dänischem Landsmann Brian Holm waren dies auch die deutschen Bert Dietz, Christian Henn, Udo Bölts, Rolf Aldag und Erik Zabel. Der im Februar zurückgetretene Superstar Jan Ullrich schweigt weiterhin, obwohl ihn der ehemalige Telekom-Masseur Jef d'Hont ("Ich habe ihm EPO in den Arm gespritzt") bereits schwer belastet hat. (APA/dpa)