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Robert Gallo

Foto: dpa/Oliver Weiken
STANDARD: Sie haben vor Kurzem bei einer Diskussion in Wien die Aids-Politik von US-Präsident George W. Bush gepriesen und wurden deshalb angegriffen. Warum finden Sie seine Politik gut?

Gallo: Das ist eine verkürzte Darstellung. Ich halte Bushs Pepfar-Programm - President's Emergency Plan for Aids Relief - für gut. Damit haben die USA bereits 15 Milliarden Dollar für Aids-Behandlung und -Prävention in Afrika gezahlt. Bush hat mehr Geld für die Aids-Bekämpfung in Afrika organisiert als sämtliche Präsidenten vor ihm, und viel mehr als die Europäer. Das ist eine Tatsache. Sicher macht Bush vieles, was man kritisieren kann.

STANDARD: Zum Beispiel?

Gallo: Seine Irak-Politik. Doch der Irak ist für Europäer eine Ausrede für latenten Antiamerikanismus geworden. Ich bin kein Republikaner, ich bin ein registrierter Demokrat. Man muss Bushs Politik objektiv beurteilen. Ich halte nicht seine gesamte Aids-Politik für gut, aber das Pepfar-Programm hat viel Geld nach Afrika gebracht. Wer das nicht anerkennen kann, soll lieber den Mund halten.

STANDARD: Bush wird von vielen kritisiert, weil US-Hilfsorganisationen sexuelle Abstinenz predigen, statt auf eine realistischere Prävention mit Kondomen zu setzen.

Gallo: Bush verbietet ja nicht Kondome, er will nur nicht, dass Hilfsorganisationen sie propagieren. Bush lässt seinen persönlichen Glauben in die Politik einfließen. Da stimme ich nicht mit ihm überein. Doch statt Bush wegen seiner Abstinenzpolitik zu kritisieren, sollen die Europäer lieber selbst Kondome zur Verfügung stellen. Soll Österreich doch Kondome verteilen. Niemand hält die Schweiz oder Schweden davon ab, in Afrika Aids-Prävention mit Kondomen zu machen. Diese Scheinheiligkeit ist mir zuwider. Europäische Länder haben kollektiv gesehen mehr Geld als die USA und mehr Stimmen in internationalen Organisationen. Europa soll aktiv werden, statt auf Onkel Sam zu starren. (Margarete Endl, DER STANDARD Printausgabe, 26./27./28.5.2007)