Kein Grashalm blieb ungefilmt,

keine Schönbrunner Skulptur. Als Nah- und Fernaufnahme zeigte man auch die Menschen, die zum Europakonzert gekommen waren. Zweimal war der Kanzler im Bild. Und ja, das Ballett schwebte im Atem der Musik, ein Feuerwerk erhellte den TV-Himmel, mild schimmerte die Gloriette. Und während die Philharmoniker von Tschaikowsky zu Strawinsky tänzelten, kam auch der renovierte Neptunbrunnen ausgiebig zu TV-Ehren.

Foto: ORF

Das soll aber nicht klingen,

als wollten wir schwärmen. In Wahrheit rotierte alles in der Fadessezone einer trägen Bildregieroutine. Als wollte man die Philharmoniker dafür bestrafen, dass sie sich ab 2009 von einer Schweizer Marketingfirma (und nicht vom ORF) bezüglich des Neujahrskonzertes vermarkten lassen wollen, kamen die Musiker wenig bis stereotyp ins Bild. Wie auch der Dirigent, was schade war. Es mag ja sein, dass Grashalme leichter zu filmen sind, da sie sich nicht bewegen. Wenn man sich jedoch der Mühe unterzogen hätte, den Musiklenker öfter ins Bild zu rücken, hätte dies Leben in die Kiste gebracht.

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Valery Gergiev

gibt ja optisch was her. Obwohl der Musikwüterich mit den flatternde Fingern von seiner Gewohnheit abwich, statt eines Dirigierstabes einen Zahnstocher zu verwenden, also ohne Gerät agierte, war das doch noch immer effektvoll und kameragerecht.

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Auch wars recht still

zwischen den Nummern – die Moderation betraf ja Veranstaltungsanfang und -Ende. Die etwas blass wirkenden Scherze des philharmonischen Vorstands auf offener Bühne waren da kein wirklicher Trost. Eine Veranstaltung, bei der fast 400.000 Leute zugesehen haben, braucht mehr Ideen: Auch hier leider Reformbedarf. (toš/DER STANDARD; Printausgabe, 26./27./28.5.2007)

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