Markus Gandler ist auf das ÖOC nicht gut zu sprechen.

Wien/Portoroz/Riga - Nach den Olympia-Sanktionen von Seiten des IOC gegen Österreich haben sich die Wellen in der österreichischen Sport-Szene und insbesondere im ÖSV freilich noch lange nicht geglättet. Markus Gandler, der Nordische ÖSV-Direktor für Langlauf und Biathlon, der sich am Freitag bei FIS-Sitzungen in Portoroz befand, will sich die Pauschalverurteilungen jedenfalls nicht gefallen lassen. Gandler stellt sich auch vehement vor den ÖSV-Präsidenten Peter Schröcksnadel und denkt sogar an eine Verleumdungsklage in Richtung ÖOC.

Keine Suspendierung

Der Tonfall im Konflikt zwischen dem ÖSV einerseits und dem ÖOC andererseits ist keinesfalls sanfter geworden. Gerüchte, wonach Gandler vom ÖSV bereits suspendiert worden ist, bestätigte dieser nicht. "Ich weiß nichts davon. Für mich ist wichtig: Was wirft man mir vor? Ich bin - im Gegensatz zu anderen - zu dieser Anhörung nach Lausanne gefahren, aber man hat mir wahrscheinlich nicht geglaubt", sagte Gandler.

Der Druck auf den früheren Spitzen-Langläufer ist gewaltig gestiegen, schließlich steht zumindest für künftige Olympische Winterspiele eine Sperre für alle in Turin beteiligten ÖSV-Langlauf- und Biathlon-Trainer im Raum. "Man sucht jetzt irgendwelche Opfer, damit Ruhe einkehrt", glaubt der Tiroler. Zwar wolle er nicht auf andere zeigen, aber: "Wenn ich nach Freiburg schaue, dann fühle ich mich verarscht", meinte er in Anspielung auf die skandalösen Dopingenthüllungen des deutschen Telekom-Teams im Radsport.

Anstoß an Pauschalverturteilungen

Gandler wehrt sich weiterhin - wie auch sein Präsident - gegen eine Pauschalverurteilung. "Das ist ja wie eine Sippenhaftung." Seine letzte Hoffnung ist der Internationale Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne. "Der CAS muss auch Dinge klären wie ob ein Tauber ein Hämoglobinmessgerät besitzen darf oder nicht", ging Gandler ins Detail.

Der 40-jährige, gebürtige Kitzbüheler, der am 12. Februar 1998 in Nagano mit Silber über 10 km klassisch für die erste Olympia-Langlauf-Medaille Österreichs überhaupt gesorgt hat, stößt derzeit vieles sauer auf. Selbst Reaktionen von Doppel-Kombi-Olympiasieger Felix Gottwald auf die Sperren. "Wenn ich eh schon seit Jahren unter Beobachtung des IOC stehe, wohne ich doch im Dorf, um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen", hatte Gottwald Anfang Mai gemeint. "Der Felix soll für seine Sportart reden, auch viele andere Nationen wohnen außerhalb des Olympischen Dorfes."

Weiter kämpfen

Der ÖSV-Funktionär stellt sich auch eindeutig vor seinen Chef Schröcksnadel: "Was dieser Mann für Österreich geleistet hat, das vergessen die damaligen Schulterklopfer heute alles. Er schützt keinen, der dopt. Bevor sie ihn, den man ja auch noch in den anderen Sparten braucht, absägen, sollen sie halt mich köpfen." Aber aufgeben will Gandler keinesfalls so schnell. Auch im Sport habe er schon immer gekämpft.

Für seine doch heftigen Aussagen, hatte er eine einfache Begründung: "Irgendwann reicht's auch dem Gandler. Ich habe den Heinz Jungwirth mehrmals gebeten, sich mit mir an einen Tisch zu setzen. Aber das tut er nicht, weil er mir nicht in die Augen schauen kann." Bisher habe er noch nicht darüber nachgedacht, aber er schließe auch eine Verleumdungsklage in Richtung ÖOC nicht aus.

Jungwirth bei NOK-Treffen

Der angesprochene ÖOC-Generalsekretär Jungwirth weilte am Freitag ebenfalls im Ausland, und zwar in Riga. Zweck war ein Treffen der europäischen NOK-Generalsekretäre und es wurden auch vier IOC-Mitglieder erwartet. Jungwirth wollte auch dort - auch im Sinne der Salzburg-Bewerbung um Olympia 2014 - Österreichs Kampf gegen das Doping in den Vordergrund stellen.

Die geschlossene Vorgangsweise mit der Bundesregierung sei ein wichtiger Baustein gewesen, um eine Gesamtsperre Österreichs zu verhindern, betonte Jungwirth. Der Sportausschuss des Nationalrates hatte erst am Mittwoch einstimmig ein neues Anti-Doping-Gesetz beschlossen und auch das Internationale Übereinkommen der UNESCO gegen Doping ratifiziert.

Wieder etwas mehr wird man nach der Dringlichkeitssitzung des ÖOC-Vorstandes am Dienstagvormittag wissen. "U.a. werden wir beraten, die betroffenen Biathlon- und Langlauf-Trainer künftig nicht mehr für Olympia zu akkreditieren", sagte Jungwirth. Die Tatsache, dass ÖOC-Vizepräsident Schröcksnadel sein Amt ruhen lässt, und seine Rolle in der Causa, werden wohl ebenfalls Tagesordnungspunkte sein. (APA)