Monaco - Der Himmelssturm von Lewis Hamilton soll auch beim Formel-1-Klassiker in Monaco weitergehen. Der 22-jährige Senkrechtstarter geht am Sonntag (14:00 MESZ, live ORF 1) auf dem engen Stadtkurs im Fürstentum als jüngster WM-Spitzenreiter der Geschichte an den Start und möchte hier zumindest einen weiteren Podestplatz einfahren. "Alles andere wäre eine Enttäuschung", gab sich der vor dem fünften WM-Saisonlauf mit 30 Punkten vor seinem McLaren-Teamkollegen und Weltmeister Fernando Alonso (28) führende Hamilton forsch.

Allerdings bekam Hamiltons junger Ruhm am Donnerstag kleine Kratzer. Zwar lag der englische Monaco-Spezialist, der im Fürstentum schon in der Formel 3 und in der GP2 gewonnen hat, in beiden Sessions jeweils im absoluten Spitzenfeld, rutschte am Nachmittag aber in die Leitschienen und musste vorzeitig aus seinem kaputten Silberpfeil steigen. Ein Schicksal, das freilich auch andere Piloten erlitten. Die superweichen Bridgestone-Pneus für Monaco sind womöglich eine Spur zu weich und lösten sich schnell auf.

Dass es für Hamilton ausgerechnet beim berühmtesten Formel-1-Rennen auch mit dem ersten Sieg klappen könnte, scheint dennoch nicht auszuschließen. "Ich hoffe jedenfalls sehr, dass meine Glückssträhne anhält, ich liebe diesen Ort", sagte der Engländer.

Hamilton muss in Monte Carlo erstmals mit dem ganz großen Medienrummel zurecht kommen. Formel-1-Boss Bernie Ecclestone verglich ihn dort schon mit Michael Schumacher und der zurückgetretene Rekord-Weltmeister, der in Monaco wieder den Ferrari-Berater gibt, lobte den jungen Briten über den Klee. Gerhard Berger wäre bei einem Hamilton-Sieg im Fürstentum sprachlos. "Wenn er das auch noch schafft, fällt mir nichts mehr ein", sagte Berger.

In der Tat ist der junge Silberpfeil-Pilot der schnellste Frischling in der "Königsklasse" des Motorsports. Selbst Superstars wie Schumacher, Ayrton Senna, Alain Prost oder Niki Lauda haben deutlich länger gebraucht. Lauda beeindruckte vor allem, dass sich Hamilton auch gegen Weltmeister Alonso behauptet. "So unglaublich es klingen mag, aber momentan sehe ich da Hamilton im Ranking vorne", sagte der dreifache Weltmeister in einem Interview mit Formula1.com.

Dennoch, die WM 2007 ist und bleibt derzeit ein Vierkampf zwischen den beiden McLaren-Fahrern Hamilton und Alonso sowie den zwei Ferrari-Piloten Felipe Massa und Kimi Räikkönen. Diese vier haben sich bisher alle Podestplätze geschnappt, Hamilton führt in der WM mit 30 Punkten vor Alonso, (28), Massa (27) und Räikkönen (22).

Auffallend dabei ist, dass nicht wie erwartet mit Weltmeister Alonso und dem um Millionen geholten Schumacher-Nachfolger Räikkönen die arrivierten Piloten in ihren Teams den Ton angeben, sondern die vermeintlichen "Zweier-Fahrer". Zwei Gründe könnten ausschlaggebend sein. Hamilton und Massa haben als langjährige Bridgestone-Piloten einen "Reifen-Vorteil", zudem sind sie in ihren Rennställen lange integriert, während Alonso und Räikkönen ihre jeweils erste Saison bei neuen Teams bestreiten.

"Ich gewöhne mich immer besser an die Reifen und ich habe Ähnliches auch schon von Alonso gehört", bestätigte Räikkönen indirekt die Reifen-Situation. Der schweigsame Finne hat es bei Ferrari ohnehin nicht leicht. Er ist der teure Neueinkauf, Star im Team ist bisher aber Massa, der von Nicolas Todt, dem Sohn von Ferrari-Teamchef Jean Todt, gemanagt wird.

Und der lange unterschätzte Brasilianer erlebt gerade die Zeit seines Lebens. Zwei Siege in Folge in Bahrain und Barcelona machten seinen Fehler von Malaysia vergessen, in beiden siegreichen Rennen schaffte er mit Pole, schnellster Rennrunde und Sieg sogar jeweils den "Hattrick". Mit dem dritten Sieg in Folge könnte sich der "Paulista" von Hamilton die WM-Führung holen.

Alonso wiederum weiß, dass die kommenden drei Rennen vorentscheidend für die WM werden. Die zwei Punkte Rückstand auf seinen Teamkollegen Hamilton würden ihn aber weit weniger stören als die Ferrari-Dominanz, meinte Alonso in Monaco.

Dass Hamilton dank seines gutmütigen Fahrstils mit den Bridgestone-Reifen besser zurechtkommt, wurde zumindest am ersten Trainingstag in Monaco ad absurdum geführt. Während Hamilton seinen heftigen Unfall hatte, fuhr Alonso in beiden Sessionen Bestzeit und am Nachmittag mit 1:15,940 Min. die klar schnellste Zeit des Tages. (APA)

Zweites Freies Training:

1. Fernando Alonso ESP McLaren        1:15,940 
2. Kimi Räikkönen FIN Ferrari         1:16,215 
3. Lewis Hamilton GBR McLaren         1:16,296 
4. Jarno Trulli ITA Toyota            1:16,354 
5. Giancarlo Fisichella ITA Renault   1:16,753 
6. Felipe Massa BRA Ferrari           1:16,784 
7. Robert Kubica POL BMW              1:16,848 
8. Nico Rosberg GER Williams          1:16,852 
9. Mark Webber AUS Red Bull           1:17,292 
10. David Coulthard GBR Red Bull      1:17,414 
11. Rubens Barrichello BRA Honda      1:17,449 
12. Jenson Button GBR Honda           1:17,457 
13. Takuma Sato JPN Super Aguri       1:17,459 
14. Nick Heidfeld GER BMW             1:17,486 
15. Alexander Wurz AUT Williams       1:17,516 
16. Vitantonio Liuzzi ITA Toro Rosso  1:17,898 
17. Heikki Kovalainen FIN Renault     1:18,086 
18. Scott Speed USA Toro Rosso        1:18,233 
19. Anthony Davidson GBR Super Aguri  1:18,328 
20. Ralf Schumacher GER Toyota        1:18,662 
21. Christijan Albers NED Spyker      1:18,820 
22. Adrian Sutil GER Spyker           1:19,358 

Erstes Freies Training:
1. Fernando Alonso ESP McLaren        1:16,973 
2. Lewis Hamilton GBR McLaren         1:17,601 
3. Nick Heidfeld GER BMW              1:17,616 
4. Giancarlo Fisichella ITA Renault   1:17,758 
5. Kimi Räikkönen FIN Ferrari         1:17,918 
6. Mark Webber AUS Red Bull           1:17,956 
7. Nico Rosberg GER Williams          1:18,074 
8. Felipe Massa BRA Ferrari           1:18,189 
9. Robert Kubica POL BMW              1:18,675 
10. Rubens Barrichello BRA Honda      1:18,676 
11. Alexander Wurz AUT Williams       1:18,869 
12. Scott Speed USA Toro Rosso        1:18,967 
13. David Coulthard GBR Red Bull      1:19,095 
14. Takuma Sato JPN Super Aguri       1:19,203 
15. Vitantonio Liuzzi ITA Toro Rosso  1:19,285 
16. Heikki Kovalainen FIN Renault     1:19,321 
17. Jenson Button GBR Honda           1:19,332 
18. Anthony Davidson GBR Super Aguri  1:19,337 
19. Jarno Trulli ITA Toyota           1:19,496 
20. Ralf Schumacher GER Toyota        1:19,799 
21. Adrian Sutil GER Spyker           1:21,634 
22. Christijan Albers NED Spyker      1:23,235