Der New Yorker Songwriter Rufus Wainwright entdeckt auf seinem neuen Album "Release The Stars" die deutsche Romantik - und die Lederhose.

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RUFUS WAINWRIGHT Release The Stars (Geffen/Universal) Eigentlich wollte der eklektizistische New Yorker Songwriter (Want Two) in seiner neuen Schatzstadt Berlin ein sparsam instrumentiertes, zurückhaltendes, innigliches neues Album aufnehmen. Mit Neil Tennant von den Pet Shop Boys als Co-Produzenten ist allerdings oft eher das üppige Gegenteil herausgekommen. Stichwort: Van Dyke Parks trifft Robert Schumann und Johannes Brahms. Die Freunde der deutschen Romantik ("I'm so tired of America ...") schwelgen hier in ausladenden Orchesterarrangements und erweisen der alpenländischen Lederhose (man beachte das CD-Booklet!) ebenso Referenz wie einem spätestens seit Neuschwanstein verbürgten Kitsch zwischen Melos und Thanatos. Dass Wainwright allerdings noch immer einer der begnadeten Songwriter seiner Generation ist, hört man in Songs wie dem zitierten Going To A Town dann allerdings ebenso. Derber und zünftig-poppig geht es dann zwischendurch auch: Between My Legs. Der Mann ist schließlich Amerikaner.

THE YOUNG GODS Super Ready/Fragmenté (PIAS/Edel)
Mitte der 80er-Jahre war das Schweizer Trio um Franz Treichler federführend daran beteiligt, den Sampler als eigenständiges und nicht bloß repetitiv alte Samples aus der Musikgeschichte abspulendes "Instrument" dafür einzusetzen, anfangs nur die härtesten Spielarten der Rockmusik in die elektronische Moderne zu treiben. Mit wuchtigem Schlagzeug und Donnergurgler-Gesang entstanden so synthetische Meisterwerke wie der Song Envoyé oder das Album L'Eau Rouge. Nach einer längeren Durststrecke hat man sich jetzt wieder kreativ erholt und präsentiert zwischen Metal-Breitseiten, Dancebeats und atmosphärischen Flächenbehübschungen zwölf neue, zwingende wie stimmige Tracks. Hier gilt es, einstige Väter der Moderne neu zu entdecken!

KISSOGRAM Nothing, Sir! (Louisville/Universal)
Das Berliner Tanzsausen-Duo verfeinert auf diesem zweiten Album seine elektronische "Bohemian Disco Wave" mit Flamenco, Swing, Kurt Weill, Blues und Punk. Trotz aller Beliebigkeit eines Gemischtwarenhandels rumpelt und pumpelt das Ganze allerdings auf dem Tanzboden ganz prächtig.

BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB Baby 81 (Island/Universal) Das US-Trio setzt auf Biker-Boots, Lederjacken, Sonnenbrillen und staubtrockenen, knöchernen Rock'n'Roll, wie er seit The Velvet Underground gemacht wird. Nichts Neues unter der Sonne. Aber solange es noch ohne Baustellen vollgestellte Autobahnabschnitte gibt, hat das immer seine Berechtigung. Wo-ho-hooo! (schach / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.5.2007)