(Ausschnitt)

Foto: Galerie
In Anlehnung an sprachliche Aussagen nennt Ingo Nussbaumer seine Aquarelle auch Propositionen. Im Gegensatz zu Sätzen können seine durchstrukturieren Bilder aber auch von oben, unten oder von rechts gelesen werden.

Obwohl die symmetrischen Anordnungen des 1956 in der Steiermark geborenen Künstlers auf sehr strengen "grammatikalischen" Regeln basieren, lassen sie sich keineswegs eindeutig interpretieren. Vielmehr eröffnen die fortlaufend nummerierten und stets im selben kleinen Format gehaltenen Aquarelle des Künstlers komplexe Farbräume, in denen sich der Betrachter zunächst zu Recht finden muss. Farbige Flächen und Rechtecke werden optisch von roten Balken in den Hintergrund geschoben und scheinbar schwebende grüne Kreise werfen graue Schatten an die Wand.

Insgesamt sind in der derzeit laufenden Ausstellung bei Hubert Winter 36 neue "Color Propositions" des Philosophen und Farbtheoretikers zu sehen, der seine Farbuntersuchungen zunächst am Computer entwirft. Auf eigens angefertigte Bildkörper trägt er dann unzählige Farbschichten auf, um dem imaginierten dreidimensionalen Ausgangsbild möglichst nahe zu kommen. Wesentlich sind dem Künstler dabei aber nicht nur die räumlichen und zeitlichen Eigenschaften von Farben, die er mit seinen "cP's" seit 1996 studiert; wichtig ist ihm auch das Verhältnis der einzelnen Teile zum Ganzen. Denn für ihn sind die einzelnen Bilder und Werkgruppen nicht bloß Wiederholung, Reihung oder Variation auf das Thema, sondern Bestandteil eines größeren, simultan gedachten Ganzen, das die einzelnen Bildteile erst vibrieren lässt. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.5.2007)