Offen Kritik an Wladimir Putin zu äußern kann gefährlich sein. Das bekam der Regimegegner Garri Kasparow zu spüren. Und das weiß auch Robert Amsterdam, der Anwalt des in einem sibirischen Straflager einsitzenden russischen Ex-Ölmagnaten Michail Chodorkowski.

Dennoch ist der Kanadier mit Wohnsitz London und einem Einreiseverbot nach Russland laufend im Auftrag seines Klienten unterwegs, um seine zentrale Botschaft zu verkünden: Das Russland von heute sei keine Demokratie. Der Westen dürfe sich nicht als "Geisel russischer Energie" verstehen.

Derzeit versucht Amsterdam gerade, Chodorkowski in ein Gefängnis nach Moskau verlegen zu lassen. Ob das gelingt, kann er noch nicht sagen. "Russland funktioniert eben nicht wie ein normaler Rechtsstaat. Eher so wie Botswana", sagt er im Standard-Gespräch. Sorgen macht Amsterdam die Situation der Medien in Russland: "Russland ist derzeit der gefährlichste Ort für Journalisten in der Welt. Die Regierung hat der freien Presse den Krieg erklärt." Den Begriff "Oligarch" lehnt Amsterdam übrigens ab. "In Russland wird er immer dann verwendet, wenn es um Unternehmer mit jüdischen Wurzeln geht, wie im Fall meines Klienten. Da schwingt Antisemitismus mit." (tó)