Foto: MTV/STANDARD
Es muss unlängst auf mtv gewesen sein – wir gerieten da zappend einfach so hinein, und da stand also so ein Typ mit viel zu großer, lächerlicher und falscher Königskrone und vor ihm drei Damen, die sehnsüchtig-gespannt blickten, offenbar auf die Zuneigung des Typen hoffend, denn er hatte sich ja gegen eine zu entscheiden. Es muss dies so eine Art Bachelor-Format gewesen sein, das wir ja vom deutschen Privat-TV her kennen.

Jedenfalls: Es redet der Typ und redet und kommt dann schließlich doch zu einer Entscheidung, und klar: Eine der wartenden Damen wird plötzlich eher traurig, auch das aber kennen wir von Bachelor. Plötzlich jedoch schlug die Sendung eine ganz andere, unbekannte Richtung ein. Die rausgeworfene Dame geriet in Rage – da muss zwischen ihr und einer der beiden Verbliebenen intrigenmäßig einiges vorgefallen sein –, sie ging also hin zur Konkurrentin und spuckte drauf los, und es war ekelig, und der Ekel hatte kein Ende, denn das alles wurde in Zeitlupe wieder und wieder gezeigt; schließlich auch, wie die Beschmutzte ihrerseits aus der Rolle fiel, und auf die Täterin losging. Auch dies wurde natürlich mit ausgiebigen Zeitlupenwiederholungen bedacht.

Wir schauen ja schon lange nicht mehr wirklich mtv. Aber so eine ranzige nostalgische Sehnsucht nach alten Tagen, als der Sender doch ein passables Fenster zur Popmusikwelt war, war geblieben, so ein kleiner Phantomschmerz, der uns von Zeit zu Zeit vorbeizappen ließ. Nun sind wir geheilt. (toš/DER STANDARD; Printausgabe, 23.5.2007)