"Keine Wahlwerbung - wir gehen demonstrieren!", mobilisierten die Studierenden der Pflegewissenschaft die PassantInnen vor der Uni Wien. Das individuelle Diplomstudium läuft aus, ab Herbst sind keine Neuinskriptionen mehr möglich. Ein Umstand, mit dem sich die aktuellen Inskribierten nicht abfinden wollen: Am Dienstag legten sie den Ring lahm, um ihre Anliegen vor dem Parlament kund zu tun.

Foto: derStandard.at/Oberndorfer

Eingeführt wurde das Studium in Wien 1999. "Bereits vor zwei Jahren haben wir uns für die Einführung eines ordentlichen Studiums eingesetzt, geschehen ist seitdem wenig", berichtet Studienrichtungsvertreter Hannes Flatz. "Pflege braucht Wissenschaft - das ist in Österreich zurzeit nicht mehr als ein Slogan", beklagt er.

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"Niemand fühlt sich für die Umsetzung zuständig", so Flatz. Von der Uni wurde man zum Ministerium geschickt, das Ministerium verwies auf die Länder. Doch laut Flatz fühlen sich auch die nicht verantwortlich für die Finanzierung des Studiums. Auch die von der Meduni Wien vorgeschlagene Kooperation kam nicht zustande.

Um auf die Missstände aufmerksam zu machen, gingen die Studierenden - nach Angaben der Studienrichtungsvertretung rund 200 - auf die Straße.

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"Ein Fach zu studieren, das es bald nicht mehr geben wird, ist schon frustrierend", beschwert sich Karin, Studierende im vierten Semester. Wie ihre KollegInnen ist sie der Meinung, dass der PflegerInnenberuf eine akademische Ausbildung braucht.

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Unterstützung bekommen die PflegewissenschafterInnen unter anderem von der Studierendenvertretung. "Das Problem ist seit Jahren bekannt, aber wieder einmal wurde nicht gehandelt", so ÖH-Generalsekretärin Angelika Striedinger bei der Kundgebung vor dem Parlament.

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Auch die Praxis setzt sich für die PflegerInnenausbildung ein: Monika Eibensteiner von der Berufsplattform "Pflegenetz" hielt fest, dass aufgrund des Pflegenotstands eine qualitative Ausbildung unverzichtbar sei.

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Der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald ließ bei der Kundgebung eine Botschaft in seinem Namen verlesen: "Das Gezerre um die Finanzierung muss ein Ende haben. Denn das Schwarze-Peter-Spiel zwischen dem Gesundheits- und dem Wissenschaftsressort ist unerträglich." Er forderte Wissenschaftsminister Hahn auf, die Verantwortung zu übernehmen und sich nicht auf Unfinanzierbarkeit auszureden.

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"In Graz funktioniert es doch auch, warum also in Wien nicht", ist Studienrichtungsvertreter Flatz ratlos. Dort ist die Pflegewissenschaft bereits ein ordentliches Studium. Außer in Graz kann das Fach in Österreich nur mehr an Privatuniversitäten studiert werden. Flatz und seine KollegInnen hoffen weiterhin, dass die Politik die Notwendigkeit des Studiums erkennt. (lis/derStandard.at, 23. Mai 2007)

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