Auf dem Weg ins Wahllokal im kleinen Festsaal der Uni Wien gibt's speckfreie Gummibärchen für die nächste Handy-Wahl und drei Liegestühle zur Findung wohlüberlegter Wahlentscheidungen.
Wer es bis zum Wahlort geschafft hat, hat allein in diesem Uni-Abschnitt ein halbes Dutzend Last-minute-Wahlkämpfende passiert, die noch Flyer als Orientierungshilfe verteilen. Wie Veronika Helfert (22) von der Unabhängigen Institutsgruppe Germanistik. Neunzig Minuten nach Wahlbeginn war "die Beteiligung noch ein bisschen lasch".
Bis auf die Medizin-Unis Wien und Innsbruck, wo ein überraschender Zustrom zur ÖH-Wahl vermeldet wurde, hielt sich der Andrang auch an den anderen Unis in Grenzen. Aber nicht nur an der TU Graz "schaut es nicht schlecht aus".
Rosa und weiß
Wahlaktiv, passiv und aktiv, ist Germanistikstudentin Stefanie Grubich (20). Sie kandidiert für den VSStÖ, holt sich ihre zwei Wahlzettel, weiß für ihre Studienvertretung, rosa für die Uni-Vertretung, und den Stempel im Studierendenausweis, bevor sie in der Kabine verschwindet.
Zwei Wahlurnen stehen im kleinen Festsaal, links fünf Wahlhelfer, rechts vier. 53 Stimmen in Wahlurne 20 um 11.35 Uhr "ist nicht schlecht für den ersten Wahltag". In der zweiten grauen Kiste liegen zu diesem Zeitpunkt 60 Zettel.
Draußen sucht "Seniorstudent" Herbert Muskoteu, der sich im Alter ein Geschichte-Doktorat vorgenommen hat, "sein" Wahllokal. Die Festsäle sind jedenfalls die falsche Adresse. Ihm, der schon einige ÖH-Wahlen hinter sich hat, und es für eine "demokratische Selbstverständlichkeit" hält, "seiner Stimme Gewicht zu verleihen", ist die von den Youngsters gemachte Studentenpolitik derzeit "etwas zu viel L'art pour l'art. Sie sollten sich mehr um wirkliche Studentenprobleme kümmern wie die Wohnungsfrage, und weniger parteipolitisch sein."
Echte Probleme, um die sich die ÖH kümmern soll? Ja, da gäbe es was. Und das ist für ein paar Studentinnen auch ein expliziter Wahlgrund, warum sie zur ÖH-Wahl gehen. Es ist eine stadtbekannte, besondere Problemzone an der Uni Wien. "Ich hätte gern Klopapier am Klo", spricht Theaterwissenschaftsstudentin Rebecca (23) lachend ein ernstes Problem an. Sie geht auch dafür, oder genauer, dagegen zur Wahl: "Weil ich will, dass es besser wird an der Uni." Die WC-Krise ist so ein Verbesserungsfall.