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Die Zahl der Geschäfte im österreichischen Lebensmittelhandel ging mit 6.204 um 0,4 Prozent oder 28 Standorte leicht zurück, der Strukturwandel habe sich aber eingebremst, hieß es.

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Wien – Österreichs Lebensmittelhandel verzeichnete nach Jahren der Stagnation 2006 wieder Wachstum. Der Umsatz ist 2006 um 3,3 Prozent auf 15,4 Mrd. Euro gestiegen, inflationsbereinigt lag das reale Wachstum bei 1,7 Prozent. Im Vergleich dazu lag in den vergangenen zwei Jahren das Wachstum bei nur 1,4 Prozent (2004) und 2,0 Prozent (2005), was um die Inflationsrate bereinigt Stagnation bzw. sogar leichten Rückgang bedeutet hatte.

Auch die Zahlen für das erste Quartal 2007 stimmen positiv und lassen für das Gesamtjahr eine gute Entwicklung erwarten, sagte der Geschäftsführer von ACNielsen Österreich, Martin Prantl, am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Grund für das Umsatzplus waren neben der guten Konjunktur der heiße Juli, die Fußball-WM und der Trend zu - höherpreisigen - Convenience-Produkten. Wachstumsmotor waren einmal mehr die Diskonter.

Weniger Ausgaben für Lebensmittel

Hervorzuheben sei die gute Entwicklung zudem, weil der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel am privaten Konsum seit 1998 von 15,8 auf 13,9 Prozent 2005 weiter zurückgegangen ist. "Die Menschen geben immer mehr für andere Dinge aus", erläuterte Prantl.

Die Zahl der Geschäfte im Lebensmittelhandel ging mit 6.204 um 0,4 Prozent oder 28 Standorte leicht zurück, der Strukturwandel habe sich aber eingebremst, hieß es. Auf der Verliererseite waren kleinere Geschäfte, zugenommen hat - durch Filialexpansion - die Anzahl bei den Geschäftsformaten größer als 400 m2, auch bei den Diskontern ist nach wie vor Flächenexpansion zu beobachten.

Hofer und Lidl beim Wachstum ganz vorn

Als Wachstumssieger haben sich einmal mehr die Diskonter Hofer und Lidl erwiesen. Hofer, die Nummer drei im heimischen Lebensmittelhandel, war wie in den vergangenen Jahren mit einem Plus von 6,6 Prozent Wachstumssieger und steigerte seinen Marktanteil ausschließlich durch Flächenexpansion von 18,8 auf 19,4 Prozent. 2006 wurde die Filialanzahl um 28 auf 397 gesteigert.

Lidl verzeichnete 2006 ausschließlich auf Grund der Flächenexpansion das relativ höchste Wachstum mit einem Plus von etwa 13 Prozent. Lidl eröffnete 14 neue Filialen, das entspricht einem Plus von 18 Prozent.

Rewe und Spar wuchsen stärker als der Markt

Die beiden Marktführer Rewe und Spar sind 2006 stärker als der Markt gewachsen. So konnte die Nummer eins am Markt, die Rewe Group Austria (Billa, Merkur, Penny und Sutterlüty), mit Filialausbau und Umsatzzuwachs den Marktanteil leicht von 29,6 auf 29,7 Prozent ausbauen. Das bedeutet ein Plus zum Vorjahr von insgesamt 3,7 Prozent (ohne Bipa). Die Filialanzahl wurde leicht von 1.376 auf 1.385 Geschäfte ausgebaut (Stand April 2007).

Die starke Nummer zwei am Markt, Spar, hat ihren Marktanteil leicht von 27,5 auf 27,6 Prozent ausgebaut. Das Plus von 3,6 Prozent kam laut ACNielsen ausschließlich über Eigenexpansion zustande. Die Zahl der Filialen ging leicht von 1.438 auf 1.430 zurück.

Adeg verlor Marktanteile

Der Marktanteil von Adeg, hinter Rewe, Spar und Hofer Nummer vier in Österreich, fiel 2006 von 6,6 auf 6,1 Prozent, was ein Minus von 4,4 Prozent bedeutet. Mehr als die Hälfte des Minus fiel dabei auf die Verbrauchermärkte (e-Center). Bei den Adeg-Kaufleuten sei dagegen eine Erholung bemerkbar. Die Zahl der Standorte reduzierte sich von 799 im Jahr 2005 auf 768 per April.

Der Marktanteil der ZEV-Markant-Gruppe (Pfeiffer/Unimarkt, Wedl, Kiennast, Kastner/Brückler) liegt mit 5,3 Prozent leicht unter dem Vorjahresniveau (5,4 %), bei einer positiven Umsatzentwicklung von 0,7 Prozent. Die deutsche Tengelmann Gruppe ist in Österreich mit dem Soft-Diskonter Zielpunkt und dem Hard-Diskonter Plus am Markt. Auf Grund der laufenden Umstellung von Zielpunkt auf Plus verzeichnete man 2006 ein Umsatzminus und damit einen Anteilsrückgang von 5,0 auf 4,7 Prozent.

Die von ACNielsen veröffentlichten Daten basieren auf der von Nielsen seit 1964 jährlich durchgeführten Erhebung der Strukturdaten, die den österreichischen Lebensmitteleinzelhandel ohne Hofer und Lidl und die Drogeriemärkte umfasst. Die ebenfalls ausgewiesenen Umsätze der beiden Diskonter Hofer und Lidl basieren auf einer Nielsen Schätzung.

Kleine Filialen sperren zu, große expandieren

Die Strukturbereinigung im heimischen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) hat sich im Vorjahr verlangsamt - die Zahl der Geschäfte reduzierte sich nur um 28 auf insgesamt 6.204, die Verkaufsfläche ist aber im Vergleich zu 2005 um 2,4 Prozent weiter gestiegen. Das geht aus der am Dienstag präsentierten Zensusuntersuchung 2006 für den österreichischen Lebensmittelhandel hervor.

Wie die Statistik zeigt, kommt es bei Geschäften unter einer Fläche von 400 m2 - meist auf Grund von Nachfolgeproblemen und der Konkurrenz der Supermärkte und Diskonter - zu Schließungen. 2006 mussten 141 dieser Geschäfte schließen, was ein Minus von 5 Prozent bedeutet. Das ist laut ACNielsen aber ein deutlich geringerer Rückgang als in den Vorjahren.

Insgesamt stellt die Gruppe der Kaufleute mit Läden unter 400 m2 einen Anteil von 44,4 Prozent bei der Anzahl der Geschäfte, macht aber gleichzeitig nur mehr 14,3 Prozent des Gesamtumsatzes.

Parallel dazu gab es eine starke Filialexpansion bei Verbrauchermärkten (größer als 1.000 m2, plus zehn Standorte), Supermärkten (400 bis 1.000 m2, plus 51 Standorte) sowie weiterhin bei den Hard-Diskontern Hofer und Lidl (+ 52 Standorte). Verbraucher- und Supermärkte machen mittlerweile 63,3 Prozent des Gesamtumsatzes im Lebensmittelhandel aus, weitere 22,4 Prozent entfallen auf Hofer und Lidl.

Nur Norwegen hat größere Supermarktdichte

Mit 265 Supermärkten pro 1 Million Einwohner hat nur noch Norwegen eine größere Supermarkt-Dichte als Österreich. Diese hohe Filialdichte bringe zudem auch eine hohe Kauffrequenz: mit 24 Kaufakten liegt Österreich an der Europa-Spitze. Jeder heimische Konsument hat den Angaben zufolge ein "Repertoire" von vier bis fünf Geschäften im Kopf, in denen er regelmäßig einkauft. Die Wechselbereitschaft der Österreicher ist damit im Vergleich hoch: in England oder Frankreich kauft man in zwei bis drei Geschäften ein.

Mit 76 Prozent Marktanteil der Top 3 Handelsketten ist die Marktkonzentration im Lebensmittelhandel in Österreich bekanntlich sehr hoch. Vor der Alpenrepublik liegen noch die nordischen Länder Schweden (91 Prozent), Dänemark (86 Prozent), Norwegen (83 Prozent), die Niederlande (81 Prozent) und Finnland mit 80 Prozent. Nach der Schweiz mit 77 Prozent folgt Österreich (76 Prozent). Deutschland weist eine vergleichsweise geringe Konzentration von 55 Prozent auf.

Wie die Erhebung der Markenstärke im Handel zeigt, gerät das Preisargument für die Wahl eines Geschäftes zu Gunsten von Imagefaktoren wie Übersichtlichkeit, Frische, Qualität und guter Auswahl zunehmend ins Hintertreffen. Diese Faktoren seien "die künftige Spielwiese" der Marktteilnehmer, wagt Nielsen Österreich-Geschäftsführer Martin Prantl einen Blick in die Zukunft.

Mehr Drogeriemärkte

Hofer und Lidl werden 2007 erstmals laufend von Nielsen mittels einer in Österreich neuen Methode erhoben. Da es sowohl mit Hofer als auch Lidl derzeit keinen direkten Datenaustausch gibt, hat Nielsen ein Messsystem entwickelt, das auf der systematischen Sammlung von Kassenbons aufsetzt. Parallel dazu wird auch die Zahl der Kaufakte erfasst. Mit diesen Informationen werden die Umsätze von Hofer und Lidl mittels statistischen Methoden hochgerechnet. Durch die Erhebung der beiden Harddiskonter Hofer und Lidl wurde die Marktabdeckung der laufenden Nielsen Warengruppen-Berichte im Schnitt um mehr als 20 Prozent erhöht.

Die ebenfalls in der Zensusuntersuchung enthaltene Entwicklung der Drogeriemärkte zeigt, dass die Umsätze bei den Drogerien 2006 um 3,3 Prozent auf 1,436 Mrd. Euro gestiegen sind. Die Zahl der Geschäfte ist leicht von 2.036 auf 2.042 gestiegen, die Expansion habe sich deutlich abgeschwächt, hieß es. Schlecker verfügt hierzulande über 1.163 (1.176) Filialen, Bipa über 537 (524) und dm über 342 (336). (APA/red)